SP bis SVP: Allianz will Sperrstunde per Samstag abschaffen
Um Mitternacht müssen Clubs, Bars und Beizen corona-bedingt schliessen. Eine überparteiliche Allianz macht nun Druck zur Abschaffung dieser Polizeistunde.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gastronomie leidet unter der vom Bund verfügten Polizeistunde.
- Zahlreiche Politiker fordern deshalb nun deren Abschaffung – und zwar bald!
Neun neue Fälle am Sonntag, sieben neue Fälle am Montag. Die Zahl der Neuansteckungen mit dem Coronavirus strebt seit Wochen gegen null.
Dennoch bleibt das öffentliche Leben weiter eingeschränkt. Am offensichtlichsten wird das bei der Polizeistunde. Um Punkt Mitternacht müssen Clubs, Restaurants und Bars ihre Gäste vor die Tür stellen.
So verlangt es eine Weisung des Bundes. Und dieser will vorderhand daran festhalten. Das erklärte Gesundheitsminister Alain Berset am Montag auf eine entsprechende Offensive von Esther Friedli.
Sperrstunde muss bis Samstag weg!
Die Wirtin und SVP-Nationalrätin ist mit ihrem Anliegen also vorerst aufgelaufen. Aber sie ist nicht alleine. Quer durch die Parteien sind sich viele Parlamentarier einig: Die Sperrstunde muss weg. Und zwar bereits auf das kommende Wochenende hin!
Ohne mit der Wimper zu zucken, erklären sich etwa Aline Trede (Grüne), Christian Wasserfallen (FDP) und Jacqueline Badran (SP) bereit, mit Friedli für ihr Anliegen zu posieren.
Die grüne Fraktionschefin Aline Trede kann ob der geltenden Einschränkungen nur dem Kopf schütteln. «Durch die Corona-Hintertür hat der Bund einen alten Zopf wieder eingeführt. Weg damit!», so Trede.
Auch die Zürcherin Badran kann nichts mehr anfangen mit der Polizeistunde – auch wenn sie die Überlegungen dazu im Mai nachvollziehen konnte.
Nachtschwärmer stehen um Mitternacht auf den Strassen
Sie erachtet es auch als problematisch, dass aktuell das ganze Partyvolk gleichzeitig auf die Strasse strömt und den Heimweg antritt.
Tatsächlich: Bilder von der Zürcher Langstrasse oder der Berner Aarbergergasse bestätigen diesen Eindruck.
Christian Wasserfallen seinerseits hat bereits als Jungpolitiker für diesbezügliche Liberalisierungen gekämpft. Und findet die aktuelle Regelung sinnlos und schikanierend für Betriebe. Deshalb will er die Corona-Sperrstunde abgeschafft wissen.
Gastro-Allianz hofft auf baldige Lockerung
Esther Friedli, die mit Lebenspartner und alt SVP-Chef Toni Brunner den Landgasthof Sonne in Ebnat-Kappel SG betreibt, freut sich über den Support.
Sie hofft, dass der Bundesrat den Druck aus dem Parlament ernst nimmt – und spätestens am Freitag bei seiner Sitzung durchgreift. «Auch wir müssen absolut unnötigerweise Gäste nach Hause schicken. Da macht man sich keine Freunde», klagt sie.
Die Politiker der neuen Gastro-Allianz hoffen nun, dass sie bereits am Samstag auch nach Mitternacht in einer Beiz verweilen können. Oder zumindest die Möglichkeit dazu hätten.