SP fordert billigen Kampfjet aus Italien
Das VBS liege völlig falsch, die Kampfjet-Evaluation entsprechend auch: Nach einer von der SP bestellten Studie braucht die Schweiz einen «leichten Kampfjet».
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie im Auftrag der SP kritisiert die Kampfjet-Evaluation scharf.
- Es sei nicht klar, von was für einer Bedrohungslage das VBS überhaupt ausgehe.
- Besser als die derzeit getesteten Modelle sei ein leichter Kampfjet wie der M-346.
Er heisst M-346 und wird vom italienischen Rüstungskonzern Leonardo hergestellt. So einen leichten Kampfjet, der auch als Trainings-Flugzeug genutzt werden kann, wäre wenn schon für die SP akzeptabel. Sie hat bei einem US-Experten einen Bericht bestellt und dieser wird deutlich: «Ich verstehe nicht, für welche Luftwaffe das VBS ein Konzept gemacht hat.»
Harte Kritik am VBS
Das ist starker Tobak, bestätigt SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf: «Das ist so. Das beginnt schon beim Bedrohungsszenario, das wir völlig anders sehen und die Experten jetzt auch bestätigen.» Der Experte, Michael Unbehauen, ex-Luftabwehroffizier der US Army mit Auszeichnungen, widerspricht dem VBS vor allem in einem Punkt. Die Bedrohung durch ballistische Raketen, Marschflugkörper und Drohnen sieht er als viel grösser an, Tendenz steigend.
Gegen solche Gefahren nützen auch die besten Kampfjets wenig. Kampfjets wie der evaluierte F-35 würden gegen andere Kampfjets etwas nützen. Aber dieses Szenario sei einerseits unwahrscheinlich, sagt Unbehauen: Die Schweiz ist von der Nato umzingelt, die Russen kommen gar nicht durch. Und andererseits: «Dann könnte die Schweiz auch mit 200 F-35 nichts gegen die russische Luftwaffe ausrichten.»
Besser ein leichter Kampfjet wie Leonardo
Michael Unbehauen empfiehlt deshalb: Mehr Investition in Boden-Luft-Abwehr. Für die Luftpolizei-Aufgaben reiche dagegen ein leichter Kampfjet, wie den von der SP «entdeckten» Leonardo M-346. Klar könne auch der F-35 für Luftpolizei eingesetzt werden. Aber das sei wie Pizza-Holen mit dem Lamborghini.
Für Priska Seiler Graf ist deshalb klar: Ja, es braucht Kampfjets, aber eine Zwei-Typen-Strategie und mehr Fokus auf die Boden-Luft-Abwehr. «Die allermeisten Dienste könnte man von einem leichten Kampfjet machen lassen, es braucht dann aber weiterhin den F/A-18». Weil dieser weniger strapaziert wird, könne er länger noch eingesetzt werden. Umgekehrt wäre der Leonardo billiger in der Anschaffung und im Unterhalt.
Kampfjet-Vorlage längst aufgegleist
Offiziell ist die Auswahl der Kandidaten längst vorbei: Das VBS hat Offerten eingeholt für fünf Kampfjet-Typen. Vier davon wurden diesen Frühling getestet, der Gripen flog raus, weil erst ein Prototyp vorhanden war. Im Rennen sind damit noch: Eurofighter, F-35 von Lockheed Martin, F/A-18 Super Hornet von Boeing und die französische Dassault Rafale.
Allein schon aus Zeitgründen will das VBS die Übung jetzt durchziehen. Doch die SP kritisiert nicht nur, dass die falschen Typen evaluiert würden. Sondern dass die Kampfjet-Vorlage «im Schnellzugtempo durchs Parlament gepeitscht» werde. In der Sicherheitskommission habe Kommissionspräsident Werner Salzmann (SVP) nicht einmal Anhörungen mit Experten zugelassen.