SP-Funiciello zum Menstruationsurlaub: «Kritik sticht nicht»

Elisa Jeanneret
Elisa Jeanneret

Bern,

Für Freiburger Stadtangestellte soll es einen Menstruationsurlaub geben. Gegenargumente der Bürgerlichen stechen nicht, findet Nationalrätin Tamara Funiciello.

Tamara Funiciello
SP-Nationalrätin Tamara Funiciello an einem Wahlkampfevent, 22. Oktober 2023 - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Freiburgs Stadtangestellte, die unter Mens-Schmerzen leiden, bekommen drei Tage frei.
  • Die Kritik von Gegnerinnen lässt SP-Nationalrätin Tamara Funiciello nicht gelten.
  • Eine solche Regelung stigmatisiere menstruierende Angestellte nicht, findet sie.

«Dysmenorrhö», so werden die Schmerzen im Unterleib während der Menstruation genannt. Manche erleben solch starke Schmerzen, dass ihnen übel wird oder sie in Ohnmacht fallen. Angestellte der Stadt Freiburg, die darunter leiden, sollen bis zu drei Tagen bezahlt freinehmen können und dies ohne Arztzeugnis. Denn würden Dysmenorrhö-ähnliche Schmerzen bei einer nicht-menstruierenden Person auftreten, würde diese nicht arbeiten gehen, so die Argumentation.

Der Vorschlag aus linken Reihen des Stadtparlaments wurde am Montag angenommen. Die Regeln für normale Krankheitsausfälle reichten nicht aus, so die Antragstellenden. Weil die Menstruation und damit verbundene Schmerzen ein wiederkehrendes Phänomen seien, brauche es eine separate Lösung.

Die bürgerliche Seite des Freiburger Stadtparlaments äusserte Kritik am Vorhaben: Erstens wäre es schwierig, die Regelung umzusetzen, sagte eine Abgeordnete, schliesslich seien Angaben zur Gesundheit der Arbeitnehmenden sehr sensibel. Zweitens würde sie Frauen stigmatisieren und deren Diskriminierung in der Berufswelt verschlimmern.

«Es tönt ein bisschen so, als wären wir selber Schuld»

Das sieht Tamara Funiciello ganz anders. Gegenüber Nau.ch sagt die Berner Nationalrätin, die Argumente der Bürgerlichen stechen nicht: «Es tönt ein bisschen so, als wären wir selber Schuld, dass wir diskriminiert werden.»

«Habt gefälligst keine Schmerzen, wenn ihr menstruiert, und wenn doch, sagt es niemandem», werde den Frauen gesagt. Dann würden sie nicht diskriminiert. «Ah warte, werden wir doch», so Funiciello.

«Wir kriegen schon jetzt 20 Prozent weniger Lohn für die gleiche Arbeit; werden am Arbeitsplatz sexuell belästigt und von Führungspositionen abgezogen, wenn wir Kinder haben.» Wenn Frauen also diskriminiert würden, sei es nicht ihre Schuld, sondern die des Systems, sagt Tamara Funiciello.

Viele litten während einem bedeutenden Teil ihres Lebens unter Periodenschmerzen. «Und nun soll man das nicht thematisieren, weil man Stigmatisierung fürchtet? Weil man so tun sollte, als würde nichts passieren, damit man weniger diskriminiert wird?»

Befürworten Sie den Menstruationsurlaub?

Ein Teil der Benachteiligung sei eben, dass ignoriert werde, wenn Menstruierende litten. «Dies sollte anerkannt werden», so die Sozialdemokratin. Abgesehen davon sollte es aber für jeden Menschen möglich sein, «auf ihre körperliche und psychische Gesundheit zu schauen». Unabhängig von den Organen, die eine Person in sich trägt.

Zum Argument des Datenschutzes sagt Funiciello: Es zeige, wie fest das Thema «Menstruation» tabuisiert sei. «Wir geben einander Tampons als wären es Drogen, damit ja niemand sieht, dass wir menstruieren.»

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