Ständerat: Ist die GLP für Grüne Schlatter oder FDP-Noser?
Für die Zürcher Grünliberalen sind sowohl der liberale Ruedi Noser wie die grüne Marionna Schlatter mögliche Ständeräte. Für wen entscheidet sich also die GLP?
Das Wichtigste in Kürze
- Wahlsiegerin GLP steht bei den Zürcher Ständeratswahlen vor einem Dilemma.
- Unterstützen sie die grüne Kandidatin Marionna Schlatter oder FDP-Kandidat Ruedi Noser?
- Die Grünliberalen setzen sich für beide Aspekte ein – es gibt aber nur noch einen Sitz.
Wofür steht die GLP? Diese Frage kam bereits während des Wahlkampfs auf. Bei den Wahlen gewann die GLP neun Sitze dazu. Nun erhält die Positionsfrage neue Relevanz: Denn im Kanton Zürich hat sich der Kampf um den zweiten Ständeratssitz auf Marionna Schlatter und Ruedi Noser zugespitzt.
Dabei stehen sich zwei Kandidierende gegenüber, welche je einen Teil des grünliberalen politischen Gedankenguts verkörpern. Für die GLP geht es dabei auch ein wenig um die Frage nach der eigenen Identität.
Liberal: Wenig Staat, viel freier Markt
Auf der einen Seite Ruedi Noser. Der FDP-Kandidat war seit 2003 Nationalrat, bevor er 2015 in den Ständerat gewählt wurde.
Noser wurde sich 2019 seiner grünen Seite bewusst. Bei der Gletscherinitiative engagiert sich der 58-Jährige im Initiativkomitee. Das Begehren fordert ab 2050 ein Verzicht auf fossile Brenn- und Treibstoffe sowie eine Kompensation der Treibhausgas-Emissionen.
Grün: Ausgebauter Sozialstaat und Umweltschutz
Deutlicher als Noser steht Marionna Schlatter für eine grüne Politik. Die 39-Jährige hat auf nationalem Parkett noch keine politische Erfahrung. Die Soziologin, Pilzkontrolleurin und Familienfrau hat den Sprung in die Grosse Kammer bereits geschafft.
Doch Schlatter möchte den Schwung nutzen und auf der grünen Welle bis ins Stöckli surfen. Für sie spricht, dass Frauenrechte und Klimawandel die Schwerpunktthemen des Wahljahres waren.
Die Nachwahlanalyse zeigte, dass GLP-Wähler deutlich häufiger Kandidaten der Grünen panaschierten als FDP-Kandidaten. In der Tat überschneiden sich die GLP und Grüne punkto Umweltschutz, Sozialstaat und liberale Gesellschaft stark. GLP-ler setzen sich für grüne Anliegen ein, wie einer CO2-Reduktion, einer Flugticketabgabe oder auch einer Elternzeit.
Wirtschafts- und sozialpolitisch hingegen stehen die meisten GLP-Politiker der FDP näher – beide befürworten Freihandelsabkommen oder die Erhöhung des Rentenalters. Klar ist jedoch auch, dass die Wahlerfolge von letztem Sonntag wohl eher aufgrund der grünen Seite der GLP zustande kamen.
Wie entscheidet sich die GLP?
Ob die GLP das Dilemma lösen kann, zeigt sich übernächste Woche. Dann entscheidet die GLP, ob sie Noser oder Schlatter unterstützen will. Oder ob sie Stimmfreigabe beschliesst. Und der Identitätsfrage weiter ausweicht.