Süssli-Nachfolge: Das sind die Favoriten für den Posten als Armeechef
Mindestens Divisionär sollte man schon sein – aber wer kommt alles als Nachfolger für den zurücktretenden Armeechef Thomas Süssli infrage?
Das Wichtigste in Kürze
- Für den Armeechef Thomas Süssli wird per 1.1.2026 ein Nachfolger gesucht.
- Als Favorit gilt Korpskommandant Laurent Michaud.
- Aber auch diverse Divisionäre könnten infrage kommen.
Eine zentrale Aufgabe für den Nachfolger von Viola Amherd im VBS ist schon vor seiner Wahl klar: Herr Ritter oder Herr Pfister müssen einen neuen Armeechef finden. Per Ende Jahr tritt Thomas Süssli zurück, eine Findungskommission soll den neuen VBS-Chef unterstützen. Die Auswahl an möglichen Kandidaten wird durch das Jobprofil zwar ziemlich eingegrenzt, aber eine Handvoll sind es nichtsdestotrotz.
Steile – zu steile? – Karriere: Raynald Droz
Droz kennt man auch, wenn man nicht eingefleischter Militärgrind ist: Er hatte diverse Auftritte in den wöchentlichen Corona-Medienkonferenzen des Bundes. Damals war er noch Brigadier und Stabschef Kommando Operationen. Seit Anfang Jahr ist er Divisionär und kommandiert die Territorialdivision 1, also die Truppen in der Westschweiz.
Der Freiburger ist teilweise in Italien aufgewachsen, bestreitet Triathlon und hat als ziviler nautischer Offizier auf Hochseeschiffen gearbeitet. Da er erst vor kurzem befördert wurde, gilt eine weitere Beförderung als weniger wahrscheinlich. Doch auch Thomas Süssli wurde erst zwei Jahre vor Amtsantritt als Korpskommandant zum Divisionär befördert.
Politisch verbandelt: Rolf A. Siegenthaler
Divisionär Siegenthaler kennt sich nicht nur in der Armee, sondern auch in der Politik aus: Der 61-jährige Zürcher sass für die SVP im Gemeinde- und Kantonsrat und kandidierte einst als Stadtpräsident. Verheiratet ist er mit der ehemaligen Aargauer SVP-Regierungsrätin Franziska Roth. In der Armee ist er Chef der Logistikbasis.
Seine langjährige Erfahrung ist zugleich auch sein wunder Punkt: Er ist so alt, er galt sogar schon bei Süsslis Vor-Vorgänger als möglicher Nachfolger. Und würde der Logistikchef zum Armeechef, hätte die Armee gleich wieder ein neues Problem: Wer schaut bei der stark geforderten Logistik zum Rechten und ist schon gut eingearbeitet?
Laurent Michaud: In der Pole-Position
Michaud ist neben Süssli und Ausbildungschef Hans-Peter Walser einer der drei Korpskommandanten der Schweizer Armee. Entsprechend gilt der Chef Kommando Operationen als Favorit auf den Posten als Armeechef. Mit seiner eher ruppigen Art gilt er entweder als ungeeignet oder in der aktuellen Lage als genau der Richtige.
Fachlich soll er exzellent sein, er spricht nebst Französisch gut Deutsch und Italienisch und hat einen Uni-Abschluss in Önologie (Weinbau). Als erster Schweizer war er ein Jahr lang stellvertretender Kommandant der multinationalen KFOR-Einsatztruppe unter Leitung der Nato.
Simon Müller: Der Cyber-Krieger
Als Chef Kommando Cyber könnte Divisionär Müller das Steckenpferd des gelernten Informatikers Süssli nahtlos weiterführen. Im Gegensatz zu Rolf A. Siegenthaler gilt Simon mit 49 Jahren als eher zu jung. Darum wird er – wenn schon – eher als übernächster Armeechef gesehen.
Entscheidend dürfte sein, was der neue VBS-Chef vom Armeechef erwartet. Je nachdem könnte dann ein Jungspund wie Müller trotzdem zum Handkuss kommen. Müller wird ein moderner Führungsstil und gute Kommunikation nachgesagt.
Benedikt Roos kann es mit allen
Der 59-jährige Berner kommt mit seinem Führungsstil gut an. Er hat im Gegensatz zu einigen seiner «Mitbewerber» aber sein halbes Leben als Berufsoffizier verbracht. Er hat eine Weiterbildung bei den US-Streitkräften gemacht und einen Master in Sicherheitspolitik und Krisenmanagement an der ETH Zürich.
Auch Roos ist erst seit kurzem Divisionär: Im August 2024 übernahm er bei gleichzeitiger Beförderung als Kommandant Heer. Davor war er Chef Armeeplanung. Das könnte man ihm sowohl als ideale Vorbereitung als auch als Befangenheit im Hinblick auf eine Bewerbung als Armeechef auslegen.
Für Willy Brülisauer ist die Zeit reif
Divisionär Brülisauer hat seine Militärkarriere bei den Radfahrertruppen gestartet. Damit hätte er allenfalls beim früheren VBS-Chef Ueli Maurer punkten können. Wenn er Glück hat, kann er aktuell wenigstens noch mit seiner regionalen Herkunft punkten: Wie Bundesratskandidat Markus Ritter ist er aus dem Kanton Sankt Gallen.
Punkten könnte er auch mit seinem Alter: 57 Jahre gelten als genau richtig für einen angehenden Armeechef. Er würde dann seinem direkten Vorgesetzten vor die Nase gesetzt: Die Territorialdivision 4, die Brülisauer befehligt, ist direkt dem Chef Kommando Operationen unterstellt, also dem obenerwähnten Laurent Michaud.
