Tag der Pflege: Ausbildungszahlen sind wieder auf Vor-Corona-Niveau
Die Ausbildungszahlen in der Pflege sind zurückgegangen, nach einem Schub während der Corona-Pandemie. Der Verband ist ernüchtert, aber keineswegs überrascht.
Das Wichtigste in Kürze
- Ausbildungszahlen in der Pflege stabilisieren sich auf Vor-Corona-Niveau.
- Neuausgebildete Fachkräfte können den Bedarf bei weitem nicht decken.
- Der Pflegeverband verlangt eine rasche Umsetzung der Pflegeinitiative.
2022 nahmen in der Schweiz insgesamt 9797 Personen die Ausbildung zu einem Pflegeberuf auf. Damit stabilisieren sich die Zahlen etwa auf dem Vor-Corona-Niveau, wie die Dachorganisation der Arbeitswelt Gesundheit, «Odasanté», in einer Mitteilung schreibt. Der Trend treffe insbesondere auf die Ausbildungen auf Tertiärstufe, sprich an Hochschulen oder Fachhochschulen, zu. Bei den restlichen Gesundheitsberufen sei das Bild unterschiedlich.
Das sind keine guten Nachrichten am «Tag der Pflege» für den Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK: «Diese Zahlen sind ernüchternd», sagt die stellvertretende Geschäftsführerinn Christina Schumacher. Überraschend seien sie allerdings nicht: «Die Erhöhung der Ausbildungszahlen unter dem Eindruck der Corona-Pandemie war ein kurzfristiger Effekt. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege haben sich durch die Pandemie nicht verbessert.»
Zu wenig Nachwuchs – zu viele Abgänge
Die Schweizer Bevölkerung hat den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen längst anerkannt und die Pflegeinitiative am 28. November 2021 mit 61 Prozent deutlich angenommen. Geändert habe sich jedoch seither nichts – jedenfalls nicht zum Besseren.
«Die Situation für die Pflege hat sich noch weiter zugespitzt. Jeden Monat verlassen 300 Pflegende den Beruf, die eigentlich absolut unentbehrlich sind», klagte Schumacher bereits vor einem halben Jahr.
Der Versorgungsbericht von «Odasanté» zeigt zum heutigen «Tag der Pflege» einmal mehr: Die neu ausgebildeten Fachkräfte können den Bedarf nicht decken. Bis 2029 liegt der Deckungsgrad deutlich unter 80 Prozent. Während also Tausende Arbeitskräfte abspringen, kommen zu wenige nach.
Noch kein Ende in Sicht
Die Pflegeinitiative setzt entsprechend an beiden Fronten an: Neben der Ausbildungsoffensive sollen bessere Arbeitsbedingungen den Aderlass stoppen. Die stellvertretende Geschäftsführerin des SBK sagt deshalb, die rasche und griffige Umsetzung der Pflegeinitiative sei von höchster Dringlichkeit.
Eine rasche Entspannung ist allerdings nicht in Sicht. Die Planung der Ausbildungsoffensive sieht gemäss «Odasanté» einen Entscheid des Bundesrates im April 2024 vor. Schätzungen, bis wann der Nachwuchs 100 Prozent des Bedarfs abdecken kann, gibt es nicht.