Ueli Maurer läuft davon: SRF-Mann Reto Lipp wittert SVP-Spielchen

Christof Vuille
Christof Vuille

Zürich,

Bundespräsident Ueli Maurer verzichtet kurzfristig auf ein Interview bei «Eco». SRF-Mann Reto Lipp erklärt seine Sicht. Und unterstellt Maurer «SVP-Spielchen».

ueli maurer christoph blocher
Ueli Maurer will SRF «Eco» kein Interview zur STAF Steuervorlage geben. Christoph Blocher verteidigt den Entscheid Maurers. - Keystone/Twitter

Das Wichtigste in Kürze

  • Ueli Maurer verzichtet auf ein Interview mit SRF-Mann Reto Lipp.
  • Die Voraussetzungen hätten nicht den Abmachungen entsprochen.
  • Lipp erklärt sich im Interview und wehrt sich gegen die Vorwürfe.

In der SRF-Sendung «Eco» will Moderator Reto Lipp mit Ueli Maurer über die STAF Steuervorlage diskutieren. Doch der Bundespräsident ist mit den Formulierungen im vorbereiteten Beitrag unzufrieden. Und läuft Lipp davon!

Die Voraussetzungen des Interviews haben nicht den Abmachungen entsprochen, lässt Maurer via Kommunikationschef Peter Minder ausrichten. Jetzt wehrt sich Reto Lipp.

Nau.ch: Herr Lipp, zwischen Ihnen und Bundespräsident Ueli Maurer kam es zu einem Eklat. Was ist passiert?

Reto Lipp: Ich habe Bundespräsident Maurer und seinem Team am Dienstag alle vorgesehenen Fragen für das Interview geschickt. Das ist in der Branche bereits sehr zuvorkommend. Ueli Maurer hat in der Folge auch nicht um ein Vorgespräch gebeten, wie das öfters vorkommt. Deshalb dachte ich, alles sei in Ordnung.

Ueli Maurer
Bundespräsident Ueli Maurer läuft SRF-Mann Reto Lipp davon. - Keystone

Nau.ch: Ueli Maurers Sprecher sagt, das Setting habe nicht den Abmachungen entsprochen.

Reto Lipp: Das Setting war wie bei Eco üblich. Wir zeigen vor dem Interview einen Beitrag zum Thema. Die vorliegende Steuervorlage ist sehr komplex. Deshalb wollten wir die Thematik erklären und brauchten das Bild der alten Schläuche, die mit neuem Wein gefüllt sind.

Dieses wird drei Mal eingeblendet. Maurer sagte mir dann, das Bild sei falsch. Ausserdem war er mit einem leicht kritischen Experten nicht einverstanden. Doch dieser ist nicht einmal ein Gegner der Vorlage!

Nau.ch: Haben Sie noch versucht, die Situation zu beruhigen?

Reto Lipp: Ja! Ueli Maurer hätte rund sechs Minuten Zeit gehabt, die gegnerischen Argumente zu entkräften. Ich räumte ihm auf Kosten eines anderen Themas sogar mehr Zeit ein.

Maurer sagte aber, er brauche zu lange, um die angeblich fürchterlichen Argumente zu entkräften. Also lief er einfach davon.

Nau.ch: Haben Sie etwas Ähnliches schon mal erlebt?

Reto Lipp: Ich bin seit 35 Jahren Wirtschaftsjournalist, aber das ist mir noch nie passiert. Es gibt auch keine Animositäten zwischen uns. Ich interviewte Ueli Maurer bereits, als er noch Parteipräsident war und auch immer wieder am WEF als Bundesrat. Ich hatte bisher nie ein Problem mit ihm.

Nau.ch: Glauben Sie, dass die Episode etwas mit einer grundsätzlich SRF-kritischen Haltung von Ueli Maurer zu tun hat?

Reto Lipp: Es kann sein, dass Maurer gegen SRF gewisse Animositäten hegt. Aber wir sind in einem freien Land. Und SRF ist kein Staatsfernsehen, bei dem der Bundespräsident die Bedingungen für ein Interview zu 100 Prozent diktieren kann. Ich finde, als Bundespräsident sollte Maurer über dem parteipolitischen Gezänk stehen.

Nau.ch: Sie werden sich also nicht für den Vorfall entschuldigen.

Reto Lipp: Auf keinen Fall. Ich habe im Vorfeld mit seinem Kommunikationschef darüber gesprochen. Wenn das nicht reicht, finde ich das schade.

Nau.ch: Erwarten denn Sie eine Entschuldigung?

Reto Lipp: Nein, da stehe ich drüber. Auf diese SVP-Spielchen, dass sie auf SRF herumhacken, lasse ich mich nicht ein. Ausserdem kann man mich nun wirklich nicht in die linke Ecke stellen. Das können am Leutschenbach sehr viele Personen bestätigen.

Nau.ch: Ändern Sie etwas an der Sendung?

Reto Lipp: Nein, wir zeigen den von Maurer kritisierten Beitrag in voller Länge. Die Fakten darin sind geprüft. Und der neue Interview-Partner, Swissmem-Vize Philipp Mosimann, wird auch die für Maurer vorgesehenen Fragen beantworten. Ich lade Interessierte ein, sich die Sendung anzuschauen und sich so eine eigene Meinung zu bilden.

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