Ukraine Krieg: Behörden informieren über Lage der Flüchtlinge
Die Behörden informieren wieder zum Thema Ukraine-Krieg. Zentral werden wohl die Geflüchteten sein und wie sich ihr Leben in der Schweiz derzeit gestaltet.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit einigen Wochen beherbergt die Schweiz mehrere Zehntausend ukrainische Geflüchtete.
- Mit dem Schutzstatus können Erwachsene arbeiten und Kinder in die Schule gehen.
- Die meisten Geflüchteten entstammen entweder dem Dienstleistungssektor oder der Akademie.
Die Schweiz hat seit Kriegsbeginn um die 43'000 Schutzsuchende aus der Ukraine willkommen geheissen. Von den insgesamt – geschätzt – 5,3 Millionen Geflüchteten ist das nur ein Bruchteil. Für ein kleines Land bedeutet es jedoch eine grosse Herausforderung.
David Keller, Leiter des Krisenstabs Asyl, sprach am Point de Presse über die Wichtigkeit der Bettreserven. Je nachdem, wie sich die Situation in der Ukraine entwickle, müsse man diese rund 4000 Plätze frei halten: «Es ist eine Krise, wenn in drei Wochen in der Ukraine etwas Furchtbares passiert und sich die Anzahl Flüchtlinge verdoppelt.»
Die Privatunterbringung sei immer noch wichtig, aber doch nicht mehr so sehr wie zu Beginn der Krise. So könnten die Geflüchteten besser auf die Kantone verteilt werden: Bisher habe der Kanton Tessin etwa 800 Geflüchtete zu viel, gemäss Verteilschlüssel. Oder auch Appenzell-Ausserrhoden, was aber an den Infrastrukturmöglichkeiten für Heim- oder Waisenkinder liege.
Der SONAS arbeite aber daran, die Schutzsuchenden korrekt auf die verschiedenen Kantonen umzuverteilen. In gewissen Fällen müsse die Behörde Kulanz zeigen, so beispielsweise, wenn die Kinder schon eingeschult wurden.
Erste Zahlen zur Arbeitsintegration
Das SEM hat mittels Befragung die Qualifikationen und Berufserfahrung der Geflüchteten ermittelt. Es handle sich aber nur um eine Stichprobe, präzisierte Philipp Berger, Abteilungschef der Zulassung auf den Arbeitsmarkt. Rund 80 Prozent seien Frauen, es handle sich also um eine «Übervertretung». Etwa ein Viertel der Beschäftigten waren im Dienstleistungssektor tätig.
Handwerkerinnen seien etwa ein Zehntel der Stichprobe, Akademikerinnen wiederum ein Vierteil und Führungspersonen auch ein Zehntel. Die Qualifikationen seien aber grundsätzlich gut, sagte Berger, etwa 15 Branchen seien vertreten. Oft war unklar, ob die Frauen in der Ukraine für ihre Anstellung überqualifiziert waren.
Aufgrund der Sprachkompetenzen rechne das SEM auch in der Schweiz mit einer «Dequalifizierung». Schweizweit seien etwa 200 Geflüchtete aus der Ukraine erwerbstätig, sagte Keller zudem. In welchen Kantonen und Branchen, liess er jedoch offen.
Nicolas Galladé, Sozialvorsteher der Stadt Winterthur, erklärte die aufwendige Natur der aktuellen Situation. Innert zwei Monaten habe sich die Anzahl Flüchtlinge in der Stadt verdoppelt. Sechs zusätzliche Aufnahmeklassen für Kinder wurden schon aufgebaut, vier weitere seien in der Planung.
Galladé befürchtet zudem, dass sich Gastfamilien nach einer gewissen Zeit ihre Privatsphäre zurückwünschen: Dann müsse man Kollektivunterkünfte ausbauen oder Privatwohnungen für die Geflüchteten suchen: «Wir sehen, dass je nach Entwicklung sehr grosse Herausforderungen auf uns zukommen.»