Ukraine Krieg: Schweiz unterstützt Sport-Boykott wegen Propaganda
Die Schweiz macht mit beim Boykott-Aufruf gegen russische Sportler. Diese würden für Staatspropaganda eingespannt, sagt Bundesrätin Viola Amherd.
Das Wichtigste in Kürze
- Russische und belarussische Sportler und Mannschaften sollen boykottiert werden.
- Zusammen mit anderen Ländern hat die Schweiz einen solchen Aufruf unterzeichnet.
- Es gehe um Staatspropaganda, sagt Sportministerin Viola Amherd im Nau.ch-Interview.
Ein «Kollektiv gleichgesinnter Nationen» steht hinter der «Sport-Deklaration», die sich an alle Sportverbände richtet. Der Anstoss dazu sei von Grossbritannien gekommen, sagt Bundesrätin Viola Amherd, die die Deklaration unterzeichnet hat, im Nau.ch-Interview.
Die Forderungen sind klipp und klar: Wegen des Ukraine-Kriegs sollen keine Sport-Veranstaltungen mehr in Russland und Belarus stattfinden. Athleten und Mannschaften der beiden Länder sollen ausserhalb ihrer Staaten nicht mehr zugelassen werden. Sponsoring in Verbindung mit Russland und Belarus soll weitestgehend eingeschränkt werden. Im Gegenzug soll der ukrainische Sport so gut wie möglich gefördert werden.
Mit Neutralität vereinbar
Die meisten europäischen Staaten haben die Deklaration unterzeichnet, aber auch Australien und Neuseeland, Südkorea und Japan sowie USA und Kanada. Man begrüsse entsprechend den Entscheid des Paralympischen Komitees, Russland und Belarus von den Paralympics auszuschliessen. Die Massnahmen sollen erst wieder aufgehoben werden, wenn «eine Zusammenarbeit nach den Grundprinzipien des Völkerrechts wieder möglich ist.
Die Staaten folgen damit einem Aufruf von Boxlegende Wladimir Klitschko. Der Entscheid zur Unterschrift sei aber nicht deshalb leichter gefallen als beim Hin und Her zu den Wirtschafts-Sanktionen, sagt Amherd. Denn die Grundlage sei gelegt gewesen: «Was jetzt hier beschlossen wurde, ist auf der gleichen Linie». Einen Einfluss auf die Neutralität gebe es also nicht.
Amherd: «Sportler werden für Staatspropaganda eingesetzt»
Doch werden hier nicht – wie auch bei den wirtschaftlichen Sanktionen – unschuldige Zivilisten mithineingezogen? Russische Leichtathleten oder belarussische Volleyball-Mannschaften können schliesslich nichts für die Entscheide ihrer Staatsoberhäupter.
«Diese Länder setzen die Sportlerinnen und Sportler ein für Staatspropaganda», gibt Amherd zu bedenken. «Dem wollen wir keinen Vorschub leisten.» Die Fussballverbände Fifa und Uefa haben bereits alle russischen Mannschaften von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Gleiches gilt in anderen Sportarten wie Eishockey, Basketball oder Biathlon.
Ganz private, bundesrätliche Schweigeminute
Trotz dieser strikten Haltung macht Bundesrätin Amherd aber nicht bei allen Aktionen mit. Als am Vormittag die Nationalratsdebatte kurz vor 10 Uhr unterbrochen wurde, schloss sie sich nicht den Parlamentariern an. Diese schritten auf den Bundesplatz für eine Protest-Schweigeminute, während landesweit die Kirchenglocken läuteten.
«Wenn man rausgeht, gibt das immer einen Riesenbetrieb», erklärt die Walliserin. Eigentlich habe sie die wenigen Minuten fast alleine im Nationalratssaal mehr Ruhe gehabt. Ob sie dabei auch aus Protest geschwiegen hat, war auf den Fernsehbildern allerdings nicht zu erkennen.