Umzug Radiostudio Bern zeigt laut Regula Rytz SRG-Führungsproblem
Das Wichtigste in Kürze
- Die SRG will das Radiostudio Bern nach Zürich zügeln.
- Dagegen wehren sich fünf parlamentarische Initiativen von Parteipräsidenten.
- Das Vorgehen der SRG verdeutliche ein Führungsproblem, findet Grünen-Präsidentin Rytz.
In der aktuellen Session im Parlament steht auch ein Vorstoss zum geplanten SRF-Umzug von Bern nach Zürich auf dem Programm. Genauer gesagt sechs: Einmal im Ständerat und fünfmal im Nationalrat. Vier Parteipräsidenten und ein Vize-Parteipräsident sind dafür verantwortlich.
Grünenpräsidentin und Nationalrätin Regula Rytz ist zuversichtlich: «Die Chancen für die Initiativen sind intakt.» Das Traktandum wird derzeit in der Debatte nach hinten geschoben. Bereits in der Frühlings- und in der Sondersession wurde das Thema verschoben.
SRG-Gegner wollen durch Umzug von Radiostudio Bern die Qualität schwächen
Dass die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF-N) die Initiative im Januar zur Ablehnung empfahl, macht Rytz keine Sorgen. «Die Mitglieder der Medien-Kommission haben zum Teil jahrelange Beziehungen zur SRG aufgebaut und vertreten die Sicht der SRG-Spitze», sagt die Grünen-Politikerin.
Zudem hätten SRG-Gegner ein taktisches Interesse daran, den Service Public mit der Zentralisierung in Zürich zu schwächen.
«Im Plenum wird es aber darum gehen, ob die SRG weiterhin auf redaktionelle und regionale Vielfalt setzt und die Versprechungen aus der No-Billag-Kampagne respektiert.»
Auch BDP-Präsident Martin Landolt ist optimistisch. «Da mehrere Parteipräsidenten zu den Initianten gehören, kann es uns durchaus gelingen, die parteipolitischen Linien aus der KVF-N zu verschieben.»
Er hofft vor allem auf die SVP-Fraktion. Parteipräsident Albert Rösti hatte bereits im April versichert, dass eine Mehrheit der SVP die Initiativen unterstützen werde.
SRG versucht, Auswirkungen des Umzuges zu vertuschen
Eine Mehrheit der Medien-Kommission hatte darauf hingewiesen, dass die Inlandredaktion sowie die regionale und bundespolitische Berichterstattung gemäss SRG in Bern bleiben sollen. Logisch, findet Regula Rytz: «Das ist ja wohl selbstverständlich – man kann ja nicht von Schaffhausen aus über Bundesbern berichten.»
Aber: «Von Anfang an hat die SRG-Spitze versucht, die realen Auswirkungen dieses Umzuges unter den Tisch zu wischen: Unter dem Strich werden 150 Arbeitsplätze nach Zürich verlegt. Von dort aus werden dann alle Inhalte gesteuert. Die Eigenständigkeit des Radios, aber auch der Föderalismus gehen mit einer Zentralisierung der Studios verloren.»
Regula Rytz: «Die SRG hat ein Führungsproblem»
Nur 22 Prozent der 180 Mitarbeitenden wollen den Umzug mitmachen. 38 Prozent wollen gemäss einer Umfrage vorher kündigen oder intern die Stelle wechseln. Drei Viertel gaben zudem an, wenig Vertrauen in die Chefredaktion zu haben.
Regula Rytz stellt fest: «Die SRG hat ein Führungsproblem. Kein modernes Unternehmen drückt von oben herab umstrittene Reformen durch. Und riskiert, dass hoch kompetente und in der Öffentlichkeit hochgeschätzte Fachleute das Weite suchen.»
Nachhaltige Entwicklung des Service Public
Dass der Nationalrat die Initiativen gutheisse, sei wichtig. Es gebe der SRG das Signal, dass es so nicht geht, erklärt Rytz. «Das Parlament vertritt die Interessen der Gebührenzahler. Wir haben also ein Wort mitzureden.»
Hier knüpft auch Landolt an. «Ich werde daran appellieren, dass sich die Politik nicht aus der Verantwortung schleichen darf. Denn es geht nicht einfach um einen unternehmerischen Entscheid. Sondern um das grundsätzliche Rollenverständnis eines öffentlich finanzierten Unternehmens.»
Mit einem Ja können Politik und SRG gemeinsam die richtige Strategie für die Weiterentwicklung des medialen Service Public suchen. «Das muss nicht schnell gehen. Sondern solide und nachhaltig sein», so Rytz. Und dazu gehöre auch die Berücksichtigung der Vorstellungen der Mitarbeitenden.