Vaterschaftsurlaub findet Unterstützung bis in die SVP
Am 27. September entscheidet die Bevölkerung über den Vaterschaftsurlaub. Dieser findet Zustimmung von links bis rechts - sogar Teile der SVP sind dafür.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 27. September wird über einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub abgestimmt.
- Dieser sei längst überfällig, findet ein überparteilich besetztes Komitee.
- Sogar SVP-Vizepräsidentin Céline Amaudruz setzt sich für mehr Elternzeit ein.
Am 27. September entscheidet die Bevölkerung über die Einführung eines zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs. Dabei handelt es sich um einen Kompromiss des Parlaments. Die Initianten wollten ursprünglich vier Wochen, die Gegner gar nichts.
Ihnen ist der Papi-Urlaub zu teuer. Gerade die KMU würden die zusätzliche Last kaum bewältigen können. Ausserdem wehren sie sich gegen höhere Lohnabzüge. Folglich wurde aus SVP-Kreisen das Referendum ergriffen, sodass nun das Stimmvolk über die Erweiterung der Elternzeit entscheiden wird.
SVP-Amaudruz setzt sich für Vaterschaftsurlaub ein - entgegen ihrer Partei
Doch die SVP erhält starken Gegenwind von links bis rechts. Sogar Mitglieder der eigenen Partei machen sich für den Vaterschaftsurlaub stark. Für SVP-Vizepräsidentin Céline Amaudruz ist klar: «Das Projekt ist für die Zukunft unseres Landes sehr wichtig.»
Damit stellt sich die Genferin klar gegen ihre Parteikollegen - und ist nicht die Einzige. Der Papi-Urlaub bekommt nämlich von vielen Westschweizer Sektionen der SVP Unterstützung. Laut Travailsuisse-Präsident Adrian Wüthrich sei die SVP Waadt gar Teil des offiziellen Vaterschaftsurlaub-Komitees.
Kommt es in der Sünneli-Partei nun zum grossen Clinch? «Nein, meine Partei weiss, dass ich in den gesellschaftlichen Aspekten eine andere Ansicht habe», meint Amaudruz. Das würden ihre Kollegen auch verstehen und akzeptieren, ist sich die Westschweizerin sicher.
Die Schweiz ein «familienpolitisches Entwicklungsland»
Und wie sieht es die FDP? Die Liberalen waren ursprünglich für eine gemeinsame Elternzeit von 16 Wochen. Dieser Vorschlag wurde vom Parlament aber deutlich abgelehnt.
Die Präsidentin der FDP-Frauen, Susanne Vincenz-Stauffacher, stellt sich zumindest schon mal hinter den zweiwöchigen Papi-Urlaub. Dass Väter bei der Geburt eines Kindes gleich viel Urlaub wie bei einem Umzug erhalten, stösst der Nationalrätin sauer auf. «Das erscheint mir seltsam und entspricht nicht der europäischen Norm», findet Vinzenz-Stauffacher.
In den allermeisten Ländern Europas sei ein Vaterschaftsurlaub heute eine Selbstverständlichkeit. «Da hinken wir in der Schweiz hinterher», sagt die Ostschweizerin im Video-Interview mit Nau.ch. Im internationalen Vergleich sei man auf Ebene der Familienpolitik ein Entwicklungsland.