VBS & «Walliser Connection»: Wieder Verdacht auf Vetternwirtschaft
2025 werden die Winter-Militärspiele hierzulande ausgetragen. Einer der Austragungsorte ist Goms VS – bei der EFK wirft dies Fragen über Vetternwirtschaft auf.
Das Wichtigste in Kürze
- 2025 werden die Winter-Militärspiele in der Zentralschweiz und im Wallis ausgetragen.
- Darum stellt die EFK im VBS unangenehme Fragen – der Vorwurf: Unangemessene Einflussnahme.
- Im Zentrum der Untersuchung steht Brigitte Hauser-Süess, enge Vertraute von Viola Amherd.
Die Winter-Militärspiele werden im März 2025 in der Schweiz ausgetragen: Unter dem Motto «Military Champions for Peace» messen sich 1400 Athletinnen und Athleten aus 40 Nationen. Als Gastgeberstadt steht Luzern im Mittelpunkt des Geschehens – daneben werden Wettkämpfe in Engelberg OW und in Goms VS ausgetragen.
Wie «SRF Investigativ» jetzt aufdeckt, läuft bei der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) vor diesem Hintergrund eine Untersuchung – der Vorwurf: «Unangemessene Einflussnahme» mit Blick auf die Gemeinde Goms als einen der Austragungsorte.
EFK fragt nach Einflussnahme
Demnach habe die EFK im Generalsekretariat des VBS im vergangenen März «unangenehme Fragen» gestellt. Im Zentrum der Untersuchung steht die Walliserin Brigitte Hauser-Süess – eine enge Vertraute von Bundespräsidentin Viola Amherd. Derzeit arbeitet die Gomserin als persönliche Mitarbeiterin im VBS, Ende des Jahres wird sie in den Ruhestand treten.
Das entsprechende EFK-Schreiben liegt «SRF» vor: Hauser-Süess soll sich zwischen 2019 und 2022 an Amtsleitungssitzungen des VBS wiederholt persönlich für den Austragungsort Goms starkgemacht haben. Dabei habe sie für das «Nordische Zentrum Goms» geweibelt. Dieses wird bei der Durchführung im März 2025 mit Biathlon-Schiessstand und Loipen eine zentrale Rolle einnehmen.
So weit, so harmlos – doch die Geschichte hat einen Haken: Der Sohn von Hauser-Süess übte Funktionen im direkten und indirekten Umfeld des «Nordischen Zentrums Goms» aus. Ihre Schwiegertochter tut dies gar bis heute: Sie arbeitet in leitender Funktion im Zentrum. Er war im Organisationskomitee des Langlauf-Weltcuprennens, das im Januar 2024 in Goms stattfand.
«Angelegenheit stinkt zum Himmel»
Gegenüber «SRF» erklärt Korruptionsexperte und Strafrechtler Mark Pieth nach Sichtung des EFK-Schreibens: «Salopp ausgedrückt – die Angelegenheit stinkt zum Himmel!»
Pieth sehe zwar keine Bestechung – aber Interessenskonflikte: Es sei ein absolutes «No-Go», dass Sohn und Schwiegertochter von Hauser-Süess Funktionen ausüben würden. Hier hätte Viola Amherd als Departementschefin aktiv werden müssen, erklärt er.
Auch Amherds Cyber-Chef im VBS wird im EFK-Schreiben erwähnt: Der Oberwalliser Roger Michlig sitzt im Verwaltungsrat der «Genossenschaft Feriendorf Fiesch». Hier sollen im nächsten März Athletinnen und Athleten beherbergt werden.
Einflussnahme durch «Walliser Connection»
Überdies ist es nicht das erste Mal, dass Fragen über Personalentscheide im VBS aufkommen: Immer wieder sorgte die sogenannte «Walliser Connection» im Amherd-Departement für Schlagzeilen.
Auch die familiären Verbindungen von Brigitte Hauser-Süess sorgten bereits für Gesprächsstoff: Nicolas Perrin – der Anfang des Jahres unter Druck zurückgetretene VR-Präsident der «Ruag» – ist ihr Schwager.
Das VBS weist den Vorwurf der unangemessenen Einflussnahme von Personen mit vermeintlich persönlichen Interessen entschieden zurück. Sie behaupten, dass keine Einflussnahme stattgefunden habe und auch keine Interessenskonflikte in Bezug auf das «Nordische Zentrum Goms» beständen.
«Verlust des Vertrauens» und «Reputationsschaden»
Im Schreiben warnt die EFK vor möglichem «Vertrauensverlust» und «Reputationsschaden», die durch den Anschein von Befangenheit entstehen könnten. Politiker reagieren unterschiedlich auf die Situation.
Die Solothurner SP-Ständerätin Franziska Roth erklärt gegenüber «SRF», sie wolle die mutmasslichen Interessenkonflikte in der Geschäftsprüfungskommission thematisieren: «Gerade, weil die Amts-Chefin Walliserin ist, müssen die geltenden Ausstandsregeln unbedingt eingehalten werden.»
Peter Hegglin, Präsident der Finanzdelegation beider Räte behält sich seinerseits weitere Schritte vor: «Sollten uns weitere Vorkommnisse gemeldet werden, könnte ich mir vorstellen, dass die Finanzdelegation die EFK mit weiteren Abklärungen beauftragt wird.» Auf Anfrage von «SRF» schreibt die EFK ihrerseits, dass derzeit «keine weiteren Aktivitäten zu diesem Thema» geplant seien. Ob sich der Verdacht zerschlagen hat, bleibt allerdings offen.
