Juso

Verlieren Juso ihren Sitz im SP-Präsidium?

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Die Nachfolge von SP-Präsident Christian Levrat ist das Eine. Die Wahlen ins Vizepräsidium könnten aber zum Problem für Juso, Männer oder Zürcher werden.

SP Cédric Wermuth
Die Kandidaten-Duos fürs SP-Co-Präsidium: Cédric Wermuth und Mattea Meyer debattierten in Hitzkirch LU mit Priska Seiler Graf und Mathias Reynard (von l. nach r.). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Neben dem Präsidium wird auch das Vizepräsidium der SP neu besetzt.
  • Zwei Bisherige treten an, informell gilt zudem, dass die Juso einen Sitz zugute haben.
  • Das macht es angesichts des Kandidatenfelds etwas kompliziert.

Bei der Wahl fürs SP-Präsidium ist das Ticket mit Cédric Wermuth und Mattea Meyer favorisiert. Wenn stattdessen Mathias Reynard und Priska Seiler Graf gewählt werden sollten: Henusode, wie man in Bern zu sagen pflegt.

Die Ellbogen rausfahren sollten aber die Kandidaten fürs Vizepräsidium. Entweder kommt der Juso-Sitz unter die Räder, oder eine andere Minderheit muss über die Klinge springen.

Ausgangslage: Es ist kompliziert

Fünf Vizepräsidenten werden gewählt, acht Personen kandidieren, darunter zwei Bisherige: Barbara Gysi (Nationalrätin SG) und Ada Marra (Nationalrätin VD). Die übrigen sechs Kandidaten: Jacqueline Badran (Nationalrätin ZH), Angelo Barrile (Nationalrat ZH), Martine Docourt (Co-Präsidentin SP Frauen), Ronja Jansen (Präsidentin Juso), Jon Pult (Nationalrat GR), Bruno Storni (Nationalrat TI).

Barbara Gysi Ada Marra
Sie beide treten wieder an fürs Vizepräsidium: Die Nationalrätinnen Barbara Gysi (SG) und Ada Marra (VD) - Keystone

Was nach einer Auswahl klingt, ist nur bedingt eine. Badran will nur Vize sein, wenn Wermuth/Meyer präsidieren. Jansen will den inoffiziell garantierten Juso-Sitz beerben. Bruno Storni will wie schon im Nationalrat auf Marina Carobbio folgen, die bisher das Tessin vertreten hat.

Docourt hat, wie sie gegenüber Nau.ch sagt, keine Präferenz beim Präsidium, obschon sie als sehr linke Welsche mit Mathias Reynard viel gemeinsam hätte. Sie könne mit beiden Szenarien leben, es gebe einfach einen Wechsel an der Spitze der Partei. «Ich bringe mich als Kandidatin der SP Frauen, aktiv in der Feministinnen-Bewegung der Romandie, hier ein.»

Fliegen die Juso raus? Oder die Männer?

Genau hier aber wird es problematisch, wie das Beispiel Docourt exemplarisch zeigt. Geht man davon aus, dass die beiden Bisherigen nicht abgewählt werden, bleibt nicht mehr viel Spielraum für Diversität. Feministin Docourt steht in Konkurrenz zur Juso-Präsidentin Ronja Jansen und zur Romande Ada Marra.

SP Vizepräsidium Kandidaten
Die Kandidaten für das SP-Vizepräsidium (v.ln.r.): Jaqueline Badran, Ronja Jansen, Angelo Barrile, Jon Pult, Martine Docourt, Bruno Storni. - Keystone

Trotzdem sagt Docourt: «Die Juso werden ihren Sitz nicht verlieren. Es ist nicht eine Kandidatur gegen Ronja Jansen.» So oder so dürfte es für die SP schwierig werden, eine ausgewogene Konstellation im Vizepräsidium herzustellen.

Planspiele

Werden Wermuth/Meyer gewählt, hat Jacqueline Badran gute Chancen. Zum Nachteil von Barrile, denn er wäre bereits der dritte Zürcher neben Badran und Meyer. Wenn Jansen ebenfalls gesetzt ist, bleibt noch ein Sitz zu vergeben. Docourt als weitere Westschweizerin oder Jon Pult als einziger Mann?

Oder der selbst SP-intern kaum bekannte Bruno Storni als Alibi-Tessiner? Mit dem Co-Präsidium Seiler Graf/Reynard würde Badran den Weg für Barrile frei machen. Doch auch dann stehen sich Juso, Westschweiz, Tessin und Männer gegenseitig im Weg.

Hauptsache Zürich

Die Prognose ist nicht einfach, aber zumindest eins sei sicher, gibt Docourt zu Protokoll. «Was immer passiert: Der Kanton Zürich wird wohl im Präsidium vertreten sein.»

Zumindest bei diesem Aspekt scheint man in der Bundespolitik heute wieder entspannter zu sein. Gilt es doch vordringlicher, auf die Geschlechter, die Landessprachen und im Falle der SP auf die parteiinternen Strömungen Rücksicht zu nehmen. Ob dies mit oder ohne Personal mit Zürischnurre geschieht, ist sekundär. Dabei sagt man uns doch immer, die SP sei «für alle», nicht «für die Grössten».

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