Viel Kritik an Bundesrat wegen Corona-Test-Regime
Der Bundesrat verschiebt die Frist für kostenpflichtige Tests. Die Reaktionen sind mehrheitlich negativ – aus unterschiedlichen Gründen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Tests auf das Coronavirus bleiben bis 10. Oktober gratis – eine Kompromisslösung.
- Viele hatten den vollständigen Erhalt der kostenlosen Tests gefordert.
- Die Mehrheit der Verbände und Parteien reagiert nun negativ auf den Entscheid.
Wer noch ungeimpft ist, darf sich bis 10. Oktober kostenlos testen lassen. Danach ist Schluss, wie der Bundesrat heute entschieden hat. Immerhin: Einmal Geimpfte haben Anspruch auf kostenlose Covid-Tests bis Ende November, sprich, bis sie vollständig geimpft sind.
In den vergangenen Wochen forderten fast alle Parteien den Bundesrat dazu auf, die Tests gar nicht kostenpflichtig zu machen. Die Gesundheitskommission des Nationalrats schrieb der Exekutive einen Brief – erfolglos.
Für die Grünen ist der Entscheid «weder Fisch noch Vogel», teilt Nationalrätin Manuela Weichelt mit. Die Zugerin hatte schon früh für Gratis-Tests für alle plädiert, aus epidemiologischen Gründen. Der Entscheid des Bundesrats riskiere «die Gesundheit der Bevölkerung».
Die SP ist teilweise mit den Grünen einverstanden. Der Entscheid des Bundesrats gehe zu wenig weit, sagt die Partei gegenüber Keystone-SDA. Für Junge unter 25 Jahren sollten die Covid-Tests gratis bleiben, fordern die Sozialdemokraten. Eine Idee der Mitte-Nationalrätin Ruth Humbel (AG).
Entscheid von Bundesrat «inakzeptabel»
Die FDP, die als einzige Partei gegen die kostenlosen Tests Stimmung machte, ist auch enttäuscht. Die Impfung stehe allen kostenlos zur Verfügung, argumentieren sie. Es sei unverständlich, dass die Allgemeinheit die Kosten der Tests Asymptomatischer noch weiter mittragen müsse.
Der Schweizerische Gewerbeverband, präsidiert von Mitte-Nationalrat Fabio Regazzi, lehnt die Zertifikatspflicht als Ganzes ab. Die Tests müssten aber, wenn Zertifikatspflicht gelte, gratis bleiben, fordert er. «Sonst wird ein Teil der Bevölkerung systematisch ausgegrenzt und die Wirtschaft verliert weiter an Umsätzen.»
Ähnlich argumentiert die SVP, wie sie mitteilt. Zwar sei es begrüssenswert, dass Tests für Ungeimpfte noch ein wenig länger übernommen würden. Dass sie aber später kostenpflichtig seien, sei «nichts anderes als ein Impfzwang» und «inakzeptabel». Sowieso sei die Zertifikatspflicht nicht zu rechtfertigen.
Studierende wollen einheitliche Massnahmen
Vonseiten der Studierenden erhält der Bundesratsentscheid keine Sympathie. Der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) fordert einheitliche Regelungen an allen Hochschulen.
Co-Präsident Eliasch Link erklärt auf Anfrage von Nau.ch: «Die Lehrveranstaltungen müssen hybrid sein, sie müssen also auch Online angeboten werden. Oder es müssen Gratis-Test-Möglichkeiten für Studierende zur Verfügung gestellt werden.»
Die Grünliberalen sind als Einzige gänzlich zufrieden. Mit diesem Entscheid bleibe allen noch Zeit, sich impfen zu lassen, die dies wünschten, so die GLP.