Was kann die CVP von den Wahlen erwarten?
Ihre besten Jahre hat die CVP längst hinter sich. Für die eidgenössischen Wahlen sammelt sie alle Kräfte, um wenigstens über zehn Prozent zu bleiben.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Wahlkampf geht in die heisse Phase. Die CVP bangt um ihre Unterstützung.
- Mit Influencern wollen die Christdemokraten den Abwärtstrend aufhalten.
- Ob das gelingt ist jedoch fraglich.
Runter. Die Wählerstärke der CVP kennt seit Jahrzehnten nur eine Richtung. 1995 noch drittstärkste Partei, gab sie kontinuierlich ab. Bei den Wahlen steht gar die Zehnprozentmarke in Frage.
Die Ausgangslage
Noch hat die CVP in den Kantonsregierungen viel Macht: In den Regierungen ist sie zweitstärkste Kraft, in den Parlamenten viertstärkste. Bei den Wahlen 2015 erreichte sie 11,6 Prozent Wähleranteil.
Die CVP-Lande befinden sich im Appenzell (in der Gemeinde Schlatt-Haslen AI wählten 2015 86,5 Prozent die CVP) sowie im Gebiet zwischen Oberwallis, Uri und in der Bündner Surselva.
Die grössten Gewinne zwischen 2003-2015 erzielte die CVP in den Urner Gemeinden Andermatt (+68 Prozent), Realp und Göschenen. Am meisten verlor sie in den Obwaldner Gemeinden Sachseln (-69 Prozent), Sarnen und Giswil.
Das Ziel
Gemäss SRG-Wahlbarometer dürften die Christdemokraten im Herbst bei 10,6 Prozent landen und damit ein weiteres Wählerprozent im Vergleich zu 2015 verlieren. Die Grünen kommen ihnen demnach mit 10,1 Prozent gefährlich nahe.
Trotz Abwärtstrend: Parteipräsident Gerhard Pfister ist überzeugt, dass die CVP zulegen kann. «Weil die Bevölkerung das Erfolgsmodell Schweiz, das auf Lösungen, Dialog und Kompromissbereitschaft beruht, erhalten will.»
Die Wahlbotschafter
Im Wahlkampf setzt die CVP heuer auf Influencer. Mit rund 340 Wahlbotschaftern ist das Influencer-Heer zwar kleiner als jenes von etwa FDP oder SVP. Dabei setzt die CVP vor allem auf die digitalen Kanäle.
Darüber, wie die Basis mobilisiert werden soll, schweigt Pfister jedoch. «Wenn wir unsere Strategie für die Wahlen öffentlich machen würden, wäre es keine Strategie mehr.»
Die Themen
Die CVP sieht sich als Ausgleich zwischen den Polparteien und als Kompromiss-Schmieder für den Zusammenhalt zuständig. Doch gerade in der aktuellen Legislatur sei es durch die Polarisierung zu Blockaden gekommen, wie Pfister sagt.
Das Bundesgerichtsurteil zur Abstimmung über die Heiratsstrafe hatte die CVP als Sieg gefeiert – unabhängig vom Resultat einer möglichen zweiten Abstimmung. Als Erfolg kann sie sich ausserdem die Lancierung der Kostenbremse-Initiative auf die Fahne schreiben.
Die Familien- und Gesundheitspolitik gehört zu den Kernthemen der CVP. Parteichef Pfister nennt zudem Europa, die «Unabhängigkeit und Souveränität der Schweiz»: Die CVP engagiert sich für ein nachgebessertes Rahmenabkommen mit der EU.
Weiter zählt Pfister die Wirtschaft sowie Nachhaltigkeit und Ökologie zu den Schwerpunkten. In der Tat: Das dominante Thema im Wahlkampf ist weiterhin der Klimawandel.
Die CVP steht hier hinter Grünen, SP, GLP und BDP für eine moderate Umweltpolitik. Die CVP-Kandidierenden versprechen jedoch, sich deutlich mehr für die Umwelt zu engagieren.
Die Kandidaten
Mit 500 Kandidaten tritt die CVP im Herbst an, dreissig Prozent mehr als vor vier Jahren. Dabei portiert sie rund 40 Prozent Frauen.
Ein Leuchtturm für die Partei ist die neue VBS-Bundesrätin Viola Amherd. Seit ihrem Amtsantritt sorgte sie wiederholt mit Erfolgen für positive Schlagzeilen, etwa bezüglich Armee. Ihre Beliebtheitswerte im Volk sind zudem rekordverdächtig hoch.
Die Erwartung
Sieht Gerhard Pfister für CVP noch Aufholbedarf? Nein. «Es gibt nichts aufzuholen, wir sind vorbereitet für die heisse Phase des Wahlkampfs.»
Dieser Optimismus ist löblich, deckt sich aber kaum mit der Realität. Denn: Keines der CVP-Kernthemen ist momentan «en vogue», sie geniesst wenig mediale Aufmerksamkeit und konnte sich mit keinem Abstimmungserfolg alleine profilieren. Sie muss es daher bereits als Erfolg werten, sollte sie sich am 20. Oktober vor den Grünen halten können.