Internet

Wow: Schweizer Spione spionieren jetzt auch anonym im Internet

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Der Nachrichtendienst des Bundes will fortan unter falschem Namen auch in den sozialen Medien spionieren. Wir sind beeindruckt. Ein Kommentar.

Chat auf einem Smartphone. Foto: Fabian Sommer/dpa
Chat auf einem Smartphone. Foto: Fabian Sommer/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweizer Nachrichtendienst NDB will seine Spione auch in soziale Netzwerke schicken.
  • Dies scheint ein reichlich später Schritt in die digitale Gegenwart zu sein.
  • Oder täuscht man sich vielleicht? Ein Kommentar.

Unter falschem Namen im Internet: Was Verbrecher, Terroristen und Extremisten eigentlich grundsätzlich tun, wollen jetzt auch die Agenten des NDB. Der Nachrichtendienst des Bundes beabsichtige, sich mit «virtuellen Agenten» in sozialen Netzwerken einzuschleichen. Momoll, eine originelle Idee – für 2023.

Der Staat darf nicht alles – sagt der Staat

Es ist klar: Unsereins hat das schon vor Jahren getan. Als multiple Persönlichkeit Email-Konten eröffnet oder mit Pseudonym im Chat Schabernack getrieben. Im Prinzip haben wir das schon im analogen sozialen Netzwerk mit Kupfer-Doppelader praktiziert: mit Scherzanrufen aus der anonymen Telefonkabine.

Herzchen Chat Love Scam
Ein WhatsApp Chatverlauf. (Symbolbild) - dpa

Nun will also auf den letzten Drücker auch der NDB noch einen auf Kurt Felix machen, ausser dass der NDB keinen Spass versteht. Dass das nicht einfach so mal eben schnell passiert, ist logisch: Schliesslich sollen die virtuellen Agenten nicht auffliegen und brauchen darum eine glaubhafte falsche Identität. Damit der Staat genau das tun kann, was er gleichzeitig allen anderen verbietet, braucht er eine Bewilligung von höchster Stelle. VBS-Chefin Viola Amherd muss die «virtuellen Agenten» jeweils persönlich absegnen.

Haben Sie sich auch schon einmal im Internet als jemand anderes ausgegeben?

Was immerhin zur Auflockerung ihres Alltags beitragen dürfte. Der arme NDB-Agent, der als «Rhamdal Video» islamistische Zellen auskundschaften soll und bei der Chefin abblitzt. «Dü dumme Trifüoss» wäre da noch die einzige zitierbare Antwort der Oberwalliserin. Man kann doch nicht einfach die Buchstaben ihres Namens vertauschen und meinen, das merkt dann schon niemand.

Wer hat es erfunden? Sagen wir nicht!

Dass Fake-Profile im Internet keine Hexerei sind, sollte aber auch dem NDB schon vor Viola Amherds Amtszeit zu Ohren gekommen sein. Dass sich Instagram, Twitter und sowieso Telegram mit Links täuschen lassen, haben Hacker reihenweise bewiesen: Sei es mittels gekaufter Identitäten, sei es als russische Troll-Fabrik, die selbstverständlich nichts mit dem Staat zu tun hat.

CIA erster Tweet
Der «erste» Tweet des US-Geheimdienstes CIA von anno 2014, gesehen auf einem Motorola Moto G4. - Screenshot Twitter / Nau.ch

Selbst die einheimische Polizei nutzt verdeckte Ermittlung im Cyberspace und ist sich nicht zu schade, auch mal als 13-Jährige zu chatten. Weshalb also die lange Bedenkzeit im «Schweizer Pentagon»? Man fühlt sich an den famosen «ersten» Tweet der CIA von 2014 erinnert, der erahnen lässt, dass dies wohl nicht die erste «Aktion» des US-Geheimdienstes auf Twitter war.

Screenshot des Chat-Protokolls einer Kinderpornografie-Plattform. Foto: Arne Dedert/dpa/Archiv
Screenshot des Chat-Protokolls einer Kinderpornografie-Plattform. Foto: Arne Dedert/dpa/Archiv - dpa-infocom GmbH

Ein Jahrzehnt später will sich nun also auch der NDB aus der Deckung wagen. Das kann nun zwei Dinge bedeuten: Entweder ist die Schweiz hoffnungslos hinterdrein. Oder der NDB ist der beste Geheimdienst der Welt und tut jetzt nur so, als sei man bisher ein digitales Lamm gewesen. So wird es sein. Typisch schweizerisch halt: Was die Yankees können, können die Bünzlis schon längst – wir sind einfach weniger lustig.

Kommentare

Weiterlesen

Nachrichtendienst des Bundes Cybersicherheit
76 Interaktionen
Auf sozialen Medien
Instagram Drogendeals
32 Interaktionen
Hacker packt aus
Renens VD
1 Interaktionen
Renens VD
Thunerseespiele
Musical

MEHR INTERNET

Vietnam Internet
4 Interaktionen
Laut NGO
Kater Max Bibliothek
21 Interaktionen
Internet empört
schnelles internet
2 Interaktionen
Brandenburg

MEHR AUS STADT BERN

Taucher
3 Interaktionen
In Bern
Kanton bern
1 Interaktionen
Bern
Steinplatten Bundesplatz Bern brechen
«Bewegt sich»
Piratenpartei
2 Interaktionen
Neue Partei