Yvette Estermann (SVP) hofft auf Ende der Zeitumstellung
Nur politische Unfähigkeit halte Europa und die Schweiz noch davon ab, mit der Umstellung auf die Sommerzeit endgültig Schluss zu machen.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Nationalrätin Yvette Estermann kämpft seit Jahren gegen die Zeitumstellung.
- Sie ist zuversichtlich, dass es nun vorwärtsgeht.
- Theoretisch steht der Abschaffung der Sommerzeit nichts im Weg, praktisch aber schon.
Heute Nacht ist es wieder einmal soweit – und vielleicht, vielleicht, werden zum letzten Mal die Uhren eine Stunde vorgestellt. «Ich habe die Hoffnung noch nicht verloren!», sagt SVP-Nationalrätin Yvette Estermann. Seit Jahren kämpft sie dafür, dass die Sommerzeit abgeschafft wird, jetzt sollte eigentlich ihre Stunde gekommen sein.
Fakten und Entscheide liegen auf dem Tisch
Denn die EU hat 2019 bereits entschieden, dass die Mitgliedsländer die Sommerzeit abschaffen können. Nur hat das bis jetzt niemand getan, ist sich auch Estermann bewusst. «Durch die Pandemie und die kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa ist das Thema etwas in den Hintergrund gerückt.»
Zudem müsste sich jedes Land separat entscheiden, einerseits diesen Schritt zu tun, andererseits, welche Zeit denn zum Standard würde. «Das Problem ist halt, dass die südlichen Länder eher die Sommerzeit beibehalten wollen und nordische Länder eher die Winterzeit».
Doch Estermann sieht Zeichen, die sie zuversichtlich stimmen: «Deutschland glaubt, dass im Herbst zum letzten Mal die Uhren umgestellt werden. Dort hat man ausgerechnet, dass man damit 30 Milliarden Euro einsparen könnte.»
Schweiz wartet mit Abschaffung der Sommerzeit zu
In der Schweiz wäre man grundsätzlich offen, die Zeitumstellung abzuschaffen. Das hört Estermann auch im Parlament: «Viele sagen mir: Grundsätzlich hast du recht, aber wir wollen keine Insellösung.» Doch genau das hatte sie zusammen mit Hornkuh-Initiant Armin Capaul angestrebt. Ihre Volksinitiative zur «Ja zur Abschaffung der Zeitumstellung» versandete nach vielversprechendem Start während der Pandemie.
«Ich hatte halt die Hoffnung, dass die Schweiz mutig vorangeht und die Nachbarländer dann merken: Das ist eigentlich eine gute Idee.» So weit wird es wohl nicht kommen, aber ganz abgeneigt sei der Bundesrat jedenfalls nicht. Das bestätigte jedenfalls Justizministerin Karin Keller-Sutter im Dezember 2021 auf eine Anfrage von FDP-Nationalrat Alex Farinelli. Die Schweiz würde sich wohl anpassen, sollten die Nachbarländer auf die Zeitumstellung verzichten.
Sinnvoll – auch für pubertierende Jugendliche
Erneut mit Vorstössen oder einer neuen Initiative aktiv werden mag Yvette Estermann nun nicht mehr. «Ich habe mich engagiert, die Studien liegen vor», findet sie. «Dass es jetzt nicht weiter geht, ist allein auf politische Unfähigkeit zurückzuführen.» Die Abschaffung der Sommerzeit sei auf jeden Fall vernünftig und auch für unsere Breiten- und Längengrade sinnvoll.
Wenn die Abende für alle vermeintlich länger – weil heller – werden, litten pubertierende Jugendliche am meisten, sagt Estermann. «Die gehen so oder so nicht früher ins Bett, weil sie hormonell gesteuert sind. Aber so könnten sie wenigstens länger schlafen.»
Estermann ist sich bewusst, dass andere Probleme als die Abschaffung der Sommerzeit nach wie vor Priorität haben. Sie appelliert deshalb auch ein wenig an den Stolz der Entscheidungsträger. «Ein Land, das kleine Probleme nicht lösen kann, kann das bei grossen Problemen erst recht nicht.»