Zertifikatsdauer & 2G: Bundesrat vor wichtigen Corona-Entscheiden
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat trifft sich zu seiner wöchentlichen Sitzung.
- Die Fallzahlen mit Coronavirus haben in den letzten Tagen stark zugelegt.
- Nun wird unter anderem die Verlängerung der Zertifikats-Gültikgkeit auf 18 Monate geprüft.
Ab morgen sollen die IT-Systeme des Bundes bereit sein für Risikogruppen, die eine Booster-Impfung wünschen. Bereits heute ist aber der Bundesrat gefordert. Ob er sich eine dritte Impfung gönnt, lässt er zwar offen. Aber die Fallzahlen mit Coronavirus steigen wie erwartet mit den sinkenden Temperaturen an.
Erinnerungen an den Herbst 2020
Der Bundesrat sitzt etwas in der Zwickmühle zwischen Politik, Epidemiologie und dem schwer vorhersehbaren Pandemieverlauf. All zu restriktiv auf die steiler werdende Fallkurve zu reagieren, wäre politisch brisant. Schliesslich wird Ende Monat noch über das Covid-19-Gesetz abgestimmt. Auch wenn gemäss Umfragen die Befürworter in der Mehrheit sind: Mit dem Stimmvolk verscherzen will es die Landesregierung lieber nicht.
Andererseits erinnert sich Gesundheitsminister Alain Berset nur zu gut an den Oktober 2020. Die Behörden waren vom frühen und schnellen Anstieg der Fallzahlen auf bis zu 8000 Fälle pro Tag überrumpelt wurden. Lockdown und Intensivstationen im Ausnahmezustand waren die Folge. Die Voraussetzungen sind heuer natürlich nicht die Gleichen, die Massnahmen deshalb auch nicht.
Impfrate stagniert: Verlängert Bundesrat Zertifikatspflicht?
2020 startete die zweite Welle bei unter 400 Fällen pro Tag. Aktuell setzt der Anstieg schon mit «Startvorsprung» bei über 1000 Fällen an. Hingegen war 2020 niemand geimpft, jetzt sind es immerhin zwei Drittel – das ist nicht nichts, aber weniger als erhofft. Die «nationale Impfwoche» dürfte daran wenig ändern.
Bundesrat Berset bringt nun eine Verlängerung der Gültigkeit des Zertifikats für Geimpfte auf 18 Monate ins Spiel. Bei den jüngeren Altersgruppen scheint die Immunantwort nur wenig nachzulassen, was eine solche Verlängerung rechtfertigt. Dies könnte auch als zusätzlicher Anreiz für die Impfung verstanden werden – sofern auch die Zertifikatspflicht verlängert würde. Das wiederum hätte politisch eher den gegenteiligen Effekt.
2G unwahrscheinlich, Lockerungen vertagt
«Als es letztmals mehr Fälle gab, gab es auch mehr Spitaleinweisungen», mahnt Alain Berset. So lange sich dieser direkte Zusammenhang nicht entkopple, sei eine Lockerung von Massnahmen nicht möglich. Die Anzahl Intensivpatienten ist leicht rückläufig, die prozentuale Auslastung aber nach wie vor hoch, weil viele nicht-zertifizierte Betten abgebaut wurden.
Keine Option ist für Berset offenbar 2G, also ein Zertifikat nur noch für Geimpfte und Genesene. Andere Länder versuchen so, die Risiko-Kontakte noch stärker einzudämmen. Vor drei Wochen hatte der Bundesrat das Thema an seiner Sitzung nicht einmal angesprochen. Als Sozialminister ist Berset skeptisch gegenüber 2G, unter anderem mit Rücksicht auf Personen, die sich gar nicht impfen lassen können.