Der Hauptangeklagte im Prozess zu den Pariser Attentaten hat mehrere seiner mutmasslichen Komplizen ungefragt für unschuldig erklärt.
Terroranschläge am
Skizze von Abdeslam im Gerichtssaal. (Archivbild) - AFP/Archiv

«Sie haben mir geholfen, aber sie wussten von nichts», erklärte Salah Abdeslam am Donnerstag, dem zweiten Tag des als historisch geltenden Prozesses in Paris. «Sie sind im Gefängnis, obwohl sie gar nichts getan haben», fügte er hinzu, bevor der Vorsitzende Richter ihm das Mikrofon stumm stellte.

Salah Abdeslam, der Hauptangeklagte, hatte spontan das Wort ergriffen, als eine Debatte über Formalitäten im Gang war. «Sie hatten fünf Jahre, um sich zu erklären und haben auf die Aussage verzichtet, wie es ihr Recht ist», wurde er von Richter Jean-Louis Périès zurechtgewiesen. «Jetzt ist aber nicht der Moment.»

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Abdeslam bei einem früheren Prozess in Brüssel. - dpa

Schon zu Beginn des Prozesses war der 31 Jahre alte Franko-Marokkaner durch provozierende Äusserungen aufgefallen. Er zitierte das muslimische Glaubensbekenntnis, gab als Beruf «Kämpfer des islamischen Staates an» und beschwerte sich darüber, dass die Angeklagten im Gefängnis «wie Hunde» behandelt würden. Zu seiner Beteiligung an den Attentaten hat er sich bislang nie ausführlich geäussert.

130 Tote bei blutiger Anschlagsserie

Abdeslam hat nach Erkenntnissen der Ermittler am 13. November 2015 drei der Selbstmordattentäter zum Fussballstadion im Norden von Paris gefahren, dem ersten Anschlagsort. Er selber trug auch einen Sprengstoffgürtel, zündete ihn aber nicht, sondern ergriff die Flucht. Von der Zeitung «Le Monde» zitierte Zeugenaussagen legen nahe, dass er im letzten Moment vor der Tat zurückschreckte, er dies aber später vor Freunden nicht zugeben wollte.

Bei der Anschlagserie an einem Fussballstadion, auf Strassencafés und im Konzertsaal Bataclan hatten islamistische Angreifer 130 Menschen getötet, unter ihnen zwei Deutsche. 350 weitere Menschen wurden verletzt. Ganz Frankreich war tief erschüttert.

An dem Prozess gegen Abdeslam und 19 weitere Angeklagte nehmen knapp 1800 Nebenkläger teil. Ein Urteil ist frühestens im Mai zu erwarten.

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