Afghanistans frühere Richter fordern Job von Taliban zurück
Nach ihrer Machtübernahme im August 2021 hatten die Taliban die Richter der bisherigen Judikative entlassen und durch Mitglieder aus den eigenen Reihen ersetzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Richter äusserten sich besorgt über ihre eigene Sicherheit.
- Es seien mehr als 50'000 Kriminelle aus den Gefängnissen entlassen worden.
Hunderte ehemalige Richter in Afghanistan haben die regierenden Taliban aufgefordert, sie in ihren Job zurückkehren zu lassen. Nach ihrer Machtübernahme im August 2021 hatte die militant-islamistische Gruppe die Richter der bisherigen Judikative entlassen und durch Mitglieder aus den eigenen Reihen ersetzt.
Die Richter, die zwei Jahrzehnte lang auch Mitglieder der Taliban verurteilt und ins Gefängnis geschickt hatten, äusserten sich auf einer Pressekonferenz in Kabul am Sonntag besorgt hinsichtlich ihrer eigenen Sicherheit.
«Die Richter können nicht aus dem Haus gehen, weil mehr als 50'000 Kriminelle aus den Gefängnissen freigelassen wurden», sagte ein Teilnehmer, der namentlich nicht genannt werden wollte. «Mehrere Richter wurden ermordet, aber davon wird nicht in den Medien berichtet.»
An die 1000 Richter hätten ihre Arbeit verloren
Zudem sei es schwer, seit dem Wegfall des Gehalts den Lebensunterhalt zu bestreiten. Sollten die Taliban sie nicht wieder im Amt einsetzen, sollten sie ihnen wenigstens ihre Bezüge aus Staatsangestellte auszahlen, forderten die Anwesenden. Die Taliban hätten die Pressekonferenz vorab genehmigt – unter der Bedingung, dass die Ex-Richter sich nicht über sie beschweren dürften, sagte ein Teilnehmer der Deutschen Presse-Agentur.
Seinen Schätzungen zufolge versammelten sich rund 500 Teilnehmer in der Halle – sie repräsentierten jedoch an die 1000 Richter, die in Afghanistan unter den Taliban ihre Arbeit verloren hätten.
Die Taliban-Führung wirft ihnen vor, korrupt zu sein und sich mit ausländischen Invasoren in Afghanistan verbündet zu haben. Der Sprecher des Höchsten Gerichts der Taliban, Abdul Basir Mashal, sagte, die Behörde werde die früheren Richter überprüfen, um sicherzugehen, dass nicht erneut «korrupte» Personen angestellt würden.