Algerische Polizei behindert Protestmarsch der Hirak-Demokratiebewegung
Die algerische Polizei hat am Freitag den wöchentlichen Protestmarsch der Demokratie-Bewegung Hirak behindert und zahlreiche Aktivisten, Oppositionspolitiker sowie auch Medienvertreter festgenommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Aktivisten, Oppositionspolitiker und Journalisten festgenommen.
Wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP und weitere Augenzeugen berichteten, wurden Demonstranten, die sich für den Marsch im Zentrum der Hauptstadt Algier versammelt hatten, abgedrängt und festgenommen. Im Viertel Bab El Oued, einer Protesthochburg, wurde der AFP-Fotograf Ryad Kramdi vorübergehend festgenommen.
Nachdem Kramdi acht Stunden lang auf einer Polizeiwache festgehalten worden war, wurde er am Abend ohne eine Erklärung auf freien Fuss gesetzt. Unabhängigen Nachrichten-Websites zufolge wurden etwa ein Dutzend weitere Journalisten festgenommen, darunter der für seinen Einsatz für die Pressefreiheit bekannte Korrespondent des französischen Senders TV5, Khaled Drareni. Er kam ebenfalls am Abend wieder frei.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen bestätigte, dass mehrere Journalisten festgenommen und an der Berichterstattung über die Hirak-Kundgebung gehindert worden seien. Andere Medienvertreter seien von Sicherheitskräften «grob behandelt» worden, teilte die Organisation im Onlinedienst Twitter mit.
Die Organisation Nationales Komitee für die Freilassung von Gefangenen (CNLD), die sich für politische Gefangene einsetzt, teilte mit, es habe zahlreiche weitere Festnahmen gegeben. Betroffen waren demnach Hirak-Anführer, Oppositionspolitiker und Anwälte. Die meisten seien kurze Zeit später vorerst wieder freigelassen worden.
An dem Hirak-Marsch beteiligten sich letztlich nur ein paar Dutzend Menschen. Auch in Oran, Mostaganem, Jijel und anderen algerischen Orten gab es Proteste gegen die Regierung.
Die Hirak-Bewegung hatte sich Im Februar 2019 gebildet und den langjährigen Staatschef Abdelaziz Bouteflika zum Rücktritt gezwungen. Die Proteste gehen aber weiter, denn die Bewegung fordert einen radikalen demokratischen Umbau des politischen Systems in Algerien. Die Regierung will ihren Fahrplan mitsamt vorgezogener Parlamentswahl am 12. Juni jedoch umsetzen, ohne die Forderungen der Demokratie-Bewegung zu erfüllen. Angesichts des nahenden Wahltermins nehmen die Repressionen gegen Hirak zu.