Amnesty: Islamistenmiliz Boko Haram tötet in nigerianischer Stadt 60 Menschen
In Nigeria hat die Islamistenmiliz Boko Haram im äussersten Nordosten des Landes nach Angaben von Amnesty International mindestens 60 Menschen getötet.
Das Wichtigste in Kürze
- Menschenrechtsorganisation schliesst «Kriegsverbrechen» nicht aus .
Die Toten habe es bei der blutigen Attacke auf die Stadt Rann zu Beginn der Woche gegeben, teilte die Menschenrechtsorganisation am Freitag nach einer von ihr in der Region vorgenommenen Bestandsaufnahme mit.
Seit Mitte Dezember sind dort mehr als 30.000 Menschen vor Gefechten zwischen der Armee und der Islamistenmiliz geflohen. Nach Angaben der Vereinten Nationen suchten sie unter anderem Schutz in den Städten Maiduguri und Rann im Bundesstaat Borno sowie im östlichen Nachbarland Kamerun.
Die Amnesty-Direktorin für Nigeria, Osai Ojigho, sagte, bei dem Angriff auf Zivilisten, die in Rann als Binnenflüchtlinge Schutz suchten, könne es sich um ein «Kriegsverbrechen» handeln. Die Verantwortlichen müssten vor Gericht gestellt werden. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) waren in Rann 35.000 Binnenflüchtlinge untergebracht.
Rann liegt 175 Kilometer nördlich von Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno. Seit März 2018 war Rann bereits vier Mal Ziel eines Angriffs, zuletzt am 14. Januar. 9000 Menschen flohen über die Grenze nach Kamerun, wurden aber wieder zurückbeordert, als Truppen aus Kamerun zur Verstärkung in Rann stationiert wurden.
Am Sonntag zogen sich die kamerunischen Truppen wieder zurück. Auch die nigerianischen Soldaten zogen vor dem Angriff von Boko Haram offenbar ab. Nach UN-Angaben führte das dazu, dass erneut 30.000 Menschen aus Furcht vor einem neuerlichen Angriff die Flucht ergriffen. Ojigho sagte, Satellitenaufnahmen zeigten, dass die von den Vertriebenen in und um Rann genutzten Einrichtungen am Montag und Dienstag niedergebrannt wurden. Nach dem Abzug der Soldaten seien die Boko-Haram-Kämpfer zurückgekehrt.
Boko Haram kämpft seit Jahren gewaltsam für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. Trotz wiederholter Beteuerungen der Regierung, Boko Haram sei besiegt, verstärkte die Miliz in den vergangenen Monaten ihre Angriffe auf zivile und militärische Ziele.
Durch die Attacken von Boko Haram wurden in fast zehn Jahren mehr als 27.000 Menschen getötet. 1,8 Millionen Menschen sind auf der Flucht.