Beirat der Bundesregierung rät zu Langfriststrategie zum Stopp der CO2-Emissionen
Nach Überzeugung des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen (WBGU) reicht es für den Klimaschutz langfristig nicht aus, den CO2-Ausstoss zu reduzieren - vielmehr muss das Treibhausgas aus der Atmosphäre entfernt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Experten halten Klimaneutralität für unzureichend - Entfernung von CO2 verlangt.
In einem am Dienstag veröffentlichten Positionspapier empfehlen die Experten, eine Langfriststrategie zum CO2-Ausstoss zu einem Hauptthema der Glasgower Klimakonferenz zu machen.
Für ein langfristig stabiles Klima reiche es aller Voraussicht nach nicht aus, globale «Klimaneutralität» zu erreichen, konstatierten die Experten. «Es wird zusätzlich notwendig sein, der Atmosphäre über Klimaneutralität hinaus weiteres CO2 dauerhaft zu entziehen, um frühere hohe Emissionen und verbleibende Erwärmungstrends auszugleichen.»
Bislang seien die Staaten nur dazu verpflichtet, kurzfristige nationale Beiträge zum Klimaschutz vorzulegen, heisst es in dem Papier, das an Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) und Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth übergeben wurde.
Die Beiträge müssten deutlich ambitionierter werden, schon heute müsse einen Pfad eingeschlagen werden, mit dem die Ziele des Pariser Übereinkommens erreicht werden können. Daher ist es aus Sicht des WBGU notwendig, auch die Erstellung von Langfriststrategien verpflichtend vorzuschreiben. Sie sollten über Klimaneutralität hinaus auf globale Klimastabilisierung ausgerichtet werden.
Langfriststrategien sollten den schnellen und vollständigen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger sowie den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen vorsehen und deren nachhaltige Nutzung anstreben. Zudem solle die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre strategisch vorbereitet werden. Die Konzepte sollten ausserdem weitere Faktoren wie Gesundheit oder Armutsbekämpfung miteinbeziehen.
Die Staaten sollten sich in Glasgow ausserdem dazu bekennen, ihre Covid-19-Programme zur Bewältigung der Pandemiefolgen im Sinne klimapolitischer Langfriststrategien zu nutzen, empfehlen die Umweltexperten weiter.
Eine Klimastabilisierung kann dem Beirat zufolge durch die dauerhafte Begrenzung der globalen Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau erreicht werden. Aufgrund ihrer historischen Verantwortung seien hier vor allem die Industrieländer in der Pflicht. Viele Staaten, darunter Deutschland, zielten mit ihren nationalen Langfriststrategien bisher lediglich auf Klimaneutralität ab.
Der WBGU wurde 1992 im Vorfeld der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro von der Bundesregierung als unabhängiges wissenschaftliches Beratergremium eingerichtet. Er hat die Aufgabe, globale Umwelt- und Entwicklungsprobleme zu analysieren und zur Lösung dieser Probleme Handlungs- und Forschungsempfehlungen zu erarbeiten.