Boliviens Präsident Evo Morales tritt zurück
Seit Wochen kommt es in Bolivien immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Nun lenkt Präsident Evo Morales ein und tritt zurück
Das Wichtigste in Kürze
- Boliviens Präsident Evo Morales hat seinen Rücktritt erklärt.
- Seit Wochen kommt es in Bolivien zu brutalen Ausschreitungen.
Nach wochenlangen Protesten hat Boliviens Staatspräsident Evo Morales seinen Rücktritt erklärt. Er habe dem Parlament ein Rücktrittsschreiben geschickt, sagte der linke Staatschef in einer Fernsehansprache am Sonntag. «Unser grosser Wunsch ist es, dass der soziale Frieden wiederkehrt», sagte er. Auch sein Vizepräsident Álvaro García Linera trat zurück.
Zuvor hatte Morales eine Neuwahl nach der umstrittenen Präsidentenwahl vor drei Wochen angekündigt, nachdem die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) in einem vorläufigen Bericht Manipulationen bei der Präsidentenwahl vor drei Wochen festgestellt hatte.
Armee und Polizei forderten Rücktritt
Dadurch beruhigte sich die Situation jedoch nicht. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Williams Kaliman, und der Polizeichef, Vladimir Calderón Mariscal, traten unabhängig von einander am Sonntag vor die Kameras und forderten Morales im Sinne des Friedens zum Rücktritt auf.
Zudem erklärten mehrere Kabinettsminister sowie der Präsident der Abgeordnetenkammer, Víctor Borda, und die Chefin des Wahltribunals, María Choque Quispe, ihre Rücktritte.
Die Generalstaatsanwaltschaft kündigte Ermittlungen gegen Mitglieder des Wahltribunals wegen der Unregelmässigkeiten bei der Wahl an.
Wochenlange Proteste in Bolivien
Seit Wochen kommt es in Bolivien zu Zusammenstössen zwischen Gegnern und Anhängern des indigenen Präsidenten.
Der seit 2006 amtierende Präsident hatte nach Angaben der Wahlbehörden am 20. Oktober mit 47,08 Prozent der Stimmen gegen seinen Herausforderer Carlos Mesa (36,51 Prozent) gewonnen. Die Opposition wirft der Regierung Wahlbetrug vor.
Auch internationale Beobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) stellten das Ergebnis der Wahl in Frage, wie CNN und BBC am Sonntag berichteten.
Papst ruft zur Ruhe auf
Papst Franziskus mahnte angesichts des Konflikts zur Besonnenheit. Franziskus stammt aus Argentinien, dem südlichen Nachbarland Boliviens. Das Oberhaupt der katholischen Kirche sprach am Sonntag nach dem traditionellen Angelus-Gebet vor Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom.