Generalstreik in Frankreich – das bedeutet es für uns
Heute Donnerstag ist in Frankreich ein Generalstreik angesagt. Betroffen sind vor allem öffentliche Verkehrsmittel, aber auch Schulen und Spitäler.
Das Wichtigste in Kürze
- In Frankreich streiken am 19. Januar zahlreiche Arbeitnehmende in verschiedenen Sektoren.
- Vor allem die öffentlichen Verkehrsmittel werden stark eingeschränkt.
- Der Grund für den Streik ist die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron.
Am 10. Januar standen die acht grössten Gewerkschaften Frankreichs gemeinsam in der Pariser «Bourse du Travail» und kündeten einen Generalstreik an. Hauptgrund für diesen Generalstreik ist die Rentenreform von Emmanuel Macrons Regierung: Sie würde das Rentenalter von 62 auf 64 Jahre erhöhen.
Neun Tage später ist es so weit. Erwartet werden mehrere Hunderttausend Personen – in allen vier Ecken der Republik. Der Streik hat auch Auswirkungen auf die Schweiz.
Schienen- und Flugverkehr wird wegen Generalstreik «stark gestört»
Am stärksten betroffen ist der öffentliche Verkehr. Wie «Franceinfo» in einer Übersicht schreibt, wird ein «schwarzer Donnerstag» erwartet: In der Region um Paris haben die Gewerkschaften zu einem Tag mit «null Transport» aufgerufen. Nur zwei vollautomatisierte Linien des Pariser Métro können nach Plan fahren.
Der Zugverkehr soll «sehr stark gestört» sein, in allen Landesregionen, heisst es weiter. Die SBB sagt auf Anfrage von Nau.ch, alle «grenzüberschreitenden Regionalzugverbindungen» seien betroffen, die TGV inklusive. Passagiere sollen sich bei TGV Lyria und auf der SNCF-Webseite informieren.
Im Flugverkehr würden die Störungen wohl weniger heftig ausfallen, so «Franceinfo». Einzig die Gewerkschaft des Kabinenpersonals hat bestätigt, beim Streik teilnehmen zu wollen. Trotzdem hat die Generaldirektion der Zivilluftfahrt die Fluggesellschaften dazu aufgefordert, einen von fünf Flügen präventiv zu annullieren.
Dies betrifft nur den Flughafen Orly in Paris. Gegenüber Nau.ch bestätigt der Mediensprecher des Flughafens Genf, dass Easyjet am Mittwoch eine Rotation nach Paris-Orly für Donnerstagabend schon storniert hatte. Ansonsten habe der Flughafen keine zusätzlichen Informationen, rechne aber mit «mehr oder weniger konsequenten Verspätungen».
In anderen Sektoren, wie zum Beispiel der Bildung oder dem Gesundheitswesen, werden auch Unterbrüche im Alltag erwartet. Gemäss Informationen der Lehrpersonengewerkschaft wollen etwa 70 Prozent der Unterstufenlehrpersonen am Donnerstag nicht unterrichten. Auch auf Mittel- und Oberschulstufe werden Streiks erwartet. Die Gewerkschaft für Pflegepersonal hat ebenfalls zum Streik aufgerufen.
Arbeitnehmende in Strom- und Gasversorgung haben einen «Schlachtplan»
Im Energiesektor haben die Arbeitnehmenden mit drastischen Massnahmen gedroht: Sie haben laut Gewerkschaftsbund CGT einen «Schlachtplan» ausgearbeitet. Dieser beinhaltet etwa gezielte Stromausfälle oder auch eine Senkung der Produktion. Ausserdem drohen die Streikenden damit, kostenlos Energie zur Verfügung zu stellen, kurz: Der Staat soll die Kontrolle über den Energiesektor verlieren.
Ferner sollen in Paris Polizeibeamte und frankreichweit Beamte im Staatsdienst gegen die Rentenalterserhöhung protestieren. Die französische Premierministerin Elisabeth Borne hat diese Lösung der Regierung für die nachhaltige Finanzierung des Rentensystems am 10. Januar vorgestellt. Ähnlich wie in der Schweiz muss bis 2030 ein Milliardenloch gestopft werden.
Die Gewerkschaften werden von den Linksparteien unterstützt. Jean-Luc Mélenchon etwa, Kandidat für die letzten Präsidentschaftswahlen, will heute in Paris mit den Arbeitnehmenden mitlaufen. Emmanuel Macron und mehrere Minister aus seinem Kabinett sind derzeit in Spanien auf einem Staatsbesuch.