Heute vor 50 jahren wurde Robert F. Kennedy erschossen
Hohe Stimme, jugendliches Gesicht: Bobby Kennedy wurde in Washington kaum ernst genommen. Dabei hätte er die USA reformieren können. Hätte...
Das Wichtigste in Kürze
- Heute vor 50 Jahren wurde der Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy erschossen.
- Hätte ihn an diesem Abend in der Hotelküche keine Kugel durchbohrt...
- ...hätte der «andere» Kennedy wohl ein Amerika geschaffen, dass bis heute vermisst wird.
Wer Kennedy hört, denkt John F. Zumindest in Europa. In den USA – besonders vor dem Hintergrund aktueller politischer Entwicklungen – vermisst man gerade den zweiten Kennedy. Der Mann, der als fähiger Justizminister unter JFK messerscharf und ohne Seitenblicke kalkulierte. Bobby, der kleine Bruder.
Heute vor 50 Jahren wurde Robert F. Kennedy in der Küche des Ambassador Hotels in Los Angeles erschossen. Davor hätte er Amerika beinahe für immer verändert.
Die Kennedys
«Es mag keinen Titel für seinen Job geben», schrieb das Nachrichten-Magazin «Time» und fuhr fort, «aber Bobby Kennedy ist dem Posten eines Hilfspräsidenten (Assistant President) viel näher gekommen, als alle vor ihm».
John mit seinem verschmitzten Lachen, besass einen Charme, dem Frauen, Medien, ja ganze Staaten reihenweise zu erliegen schienen. Der um acht Jahre jüngere Robert hingegen war ein «Chrampfer», verbissen, erfolgshungrig und manchmal grob.
John F. Kennedy stirbt
Dann kam jener verhängnisvolle Tag in Dallas, an dem der 35. Präsident der USA in seinem offenen Auto erschossen wurde. Der kleine Bruder war geschockt. Zog sich wochenlang zurück. Verkroch sich bei seiner Familie.
Als er vor die Augen der Öffentlichkeit zurückkehrte, war er ein veränderter Mensch. Da stand nun einer, der Schmerz und Leid kannte. Der Anteil nahm und mitfühlte. Er reiste ins Mississippidelta, besuchte Harlem, verbündete sich mit Martin Luther King und vereinte hinter sich eine Gemeinschaft, deren politische Einstellung und gesellschaftliche Stellung ebenso bunt gemischt war, wie ihre Hautfarbe. Ab diesem Moment wurde die Geschichte von Bobby Kennedy, zu der Geschichte eines Menschen, der Hoffnung in Winkel brachte, wo sie niemals erwartet worden war.
Als Bobby Kennedy sich als Präsidentschaftskandidat aufstellen liess, wurde jede Versammlung, an der er teilnahm, zum Volksfest. Die Leute wollten ihn nicht nur sehen und hören, sie wollten ihn berühren, ihn bei sich wissen. 80 Tage dauerte der Taumel Amerikas in Richtung Einheit. Dann sank Kennedy angeschossen auf einen schmutzigen Küchenboden.
Mord für Palästina
«Ich habe es für mein Land getan», soll der Täter Sirhan Sirhan gerufen haben, kurz nachdem er den tödlichen Schuss abgefeuert hatte.
Mit Kennedy starb das magische Band, das Afroamerikaner und Konservative hatte verbinden mögen. Mit ihm starb vielleicht auch der Traum eines tatsächlich vereinten Staatenbundes. Dass dem viele nachtrauern, belegt auch eine neue Netflix-Doku zum Leben und Sterben Bobby Kennedys. Während Trump Amerika Monat um Monat mehr spaltet, beobachten Tausende am Bildschirm, wie sich einst die Reihen ihrer Gesellschaft hinter einem Mann mit Bubengesicht schlossen.