HRW: UNHCR soll Umgang mit Daten von Rohingya-Flüchtlingen untersuchen
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat den Vereinten Nationen einen unsachgemässen Umgang mit den Daten von Rohingya-Flüchtlingen in Bangladesch vorgeworfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Daten offenbar an Behörden in Myanmar weitergegeben.
Wie aus einem am Dienstag von HRW veröffentlichten Bericht hervorgeht, sammelte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in den vergangenen drei Jahren die Daten von hunderttausenden Rohingya und gab sie an die Behörden Myanmars weiter, von wo die Menschen geflohen waren. HRW forderte eine Untersuchung über den Umgang mit den Daten Geflüchteter.
Die Daten wurden in den Flüchtlingslagern in Bangladesch aufgenommen, um den Rohingya Ausweise auszustellen, mit denen sie Zugang zu wichtigen Hilfsleistungen erhielten. Laut dem HRW-Bericht wurden die Flüchtlinge generell nicht darauf hingewiesen, dass ihre Daten von den Behörden in Bangladesch teilweise an das Nachbarland Myanmar weitergegeben wurden - mit Blick auf eine mögliche Rückkehr.
Das UNHCR wies den Vorwurf zurück. Ein Sprecher sagte AFP, das Flüchtlingswerk habe «klare Regeln, um den Schutz der Daten von Flüchtlingen, die überall auf der Welt gesammelt werden, sicherzustellen». Die Rohingya seien mit Blick auf eine Prüfung ihrer Rückkehrmöglichkeit nach Myanmar um ihre Zustimmung gebeten und individuell beraten worden.
HRW befragte zwischen September 2020 und März 2021 24 Rohingya-Flüchtlinge zu ihrer Registrierung im Flüchtlingslager Cox's Bazar, ausserdem Helfer und andere Zeugen. 23 von 24 Flüchtlingen sagten dem Bericht zufolge, sie seien nicht darüber informiert worden, dass die Daten noch für etwas anderes als Hilfsleistungen aufgenommen worden seien. Eine Einverständniserklärung zur Weitergabe der Daten an Myanmar sei auf Englisch gewesen, die nur drei von 24 verstanden hätten. HRW erklärte zugleich, die kleine Zahl der Befragten lasse keine Verallgemeinerung zu.
Mit Hilfe der Daten hat Myanmar 42.000 Rohingya eine Rückkehr ins Land genehmigt. Myanmar erkennt die Rohingya nicht als Staatsbürger an, will jedoch jene zurückkehren lassen, die sich auf einen Status unterhalb der Staatsbürgerschaft einlassen.
Die Angehörigen der muslimischen Minderheit waren nach einer Militäroffensive der myanmarischen Armee ab 2017 aus dem Nachbarland nach Bangladesch geflohen.