Lynchjustiz gilt jetzt als Hassverbrechen in den USA
Nach über hundert Jahren ein Durchbruch in der US-Gesetzgebung. Präsident Biden unterzeichnete ein Gesetz, das Lynchjustiz als Hassverbrechen einstuft.
Das Wichtigste in Kürze
- Hundert Jahre lang galt Lynchjustiz in den USA nicht als Gewaltverbrechen.
- Mit der Unterzeichnung eines neuen Gesetzes ändert sich dies nun.
- Präsident Biden beschreibt Lynchjustiz als «purer Terror».
US-Präsident Biden hat am Dienstag den «Emmett Till Antilynching Act» unterzeichnet. Es ist das erste Gesetz in der Geschichte des Landes, das Lynchen als Hassverbrechen einstuft und verbietet.
Nach mehr als einem Jahrhundert gescheiterter Versuche werden rassistische Lynchmorde in den USA künftig als Hassverbrechen eingestuft. US-Präsident Joe Biden unterzeichnete am Dienstag ein entsprechendes Bundesgesetz, wonach einem Verurteilten bis zu 30 Jahre Gefängnis drohen. Damit endet eine Geschichte der Straffreiheit für tausende Lynchmorde. Diese blieben nach Angaben von Forschern zwischen dem Ende des Bürgerkriegs 1865 und 1950 oft straffrei.
Lynchjustiz befeuerte Rassismus
«Lynchjustiz war purer Terror», sagte Biden und erinnerte an die grausame Praxis der öffentlichen Selbstjustiz. Bei dieser wurden meist Afroamerikaner vor den Augen einer begeisterten weissen Menge getötet.
Rassenhass sei jedoch «kein altes Problem», warnte der Präsident. «Es ist ein andauerndes Problem.» Hass verschwinde nicht, «er versteckt sich nur».
Der Senat hatte das Gesetz Anfang des Monats einstimmig verabschiedet. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, beklagte allerdings die lange Verzögerung bei der Einigung auf eine bundesweite Massnahme. Er nannte sie «einen Schandfleck für Amerika».