Mehr als 100 Festnahmen bei Demonstrationen in Belarus
Am Sonntag kam es in der belarussischen Hauptstadt Minsk erneut zu Demonstrationen gegen Staatschef Lukaschenko. Mehr als hundert Personen wurden festgenommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Tausende demonstrierten am Sonntag in Minsk erneut gegen Lukaschenko.
- Mehr als hundert Menschen wurden bei der Demo festgenommen.
- Die Polizei drohte den Teilnehmenden mit dem Einsatz von Schusswaffen-
Bei Protesten gegen den belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko sind am Sonntag in Minsk mehr als hundert Menschen festgenommen worden.
Wie eine Sprecherin des Innenministeriums der Nachrichtenagentur AFP sagte, sei dies «bisher» der Stand. Tausende Anhänger der Opposition gingen am Sonntag erneut gegen Lukaschenko auf die Strassen. Dies, obwohl die Polizei zuvor mit einem Schusswaffeneinsatz gedroht hatte.
Anders als bei den früheren Sonntagsdemonstrationen der Opposition zogen die Lukaschenko-Gegner diesmal nicht durch das Stadtzentrum von Minsk. Dieses Mal demonstrierten sie auf einer Hauptverkehrsstrasse im Süden der belarussischen Hauptstadt, wo zahlreiche Fabriken angesiedelt sind.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Wjasna wurden Demonstranten nicht nur in Minsk festgenommen, sondern auch in anderen Städten des Landes. Örtliche Medien berichteten zudem, dass auch ihre Journalisten festgenommen worden seien.
Polizei droht mit Einsatz von Schusswaffen
Die Polizei hatte den Demonstranten am vergangenen Montag mit einem Einsatz von Schusswaffen gedroht. Die Sicherheitskräfte würden den Demonstranten in den Strassen nicht weichen «und wenn nötig spezielle Ausrüstung und tödliche Waffen einsetzen». Dies hiess es in einer Erklärung des Innenministeriums.
Die Sicherheitskräfte waren schon zuvor gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen. Bislang setzten sie vor allem Wasserwerfer, Gummigeschosse und Blendgranaten gegen die friedlich demonstrierenden Menschen ein. Es gab tausende Festnahmen und Vorwürfe, dass Inhaftierte gefoltert worden seien.
Seit der umstrittenen Präsidentenwahl vom 9. August fordert eine breite Protestbewegung in Belarus den Rücktritt Lukaschenkos. Die Opposition wirft dem seit 26 Jahren regierenden Staatschef, der von Moskau unterstützt wird, Wahlbetrug vor. Trotz der Repression gehen jeden Sonntag zehntausende Menschen, oft auch über Hunderttausend, auf die Strassen.
Zuletzt hatte die im Exil lebende Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja dem Staatschef ein Ultimatum gesetzt, bis zum 25. Oktober zurückzutreten. Sonst werde das ganze Land auf die Strasse gehen.