Migranten erzählen, warum sie AfD wählen
AfD-Politiker treffen sich zum Thema «Re-Migration» und sorgen in Deutschland für Entrüstung. Doch es gibt auch AfD-Sympathisanten unter Migranten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die AfD ist bekannt für ihre kritische Haltung zu Migranten und Migration.
- Nichtsdestotrotz gibt es auch Deutsche mit Migrationshintergrund unter den AfD-Wählern.
- Sie erklären, wie sie zu ihrer Haltung gelangen.
Die AfD ist in ganz Deutschland auf dem Vormarsch: Gemäss aktuellen Umfragen würde die Rechtsaussen-Partei mit 22 Prozent klar zur zweitstärksten Partei des Landes aufsteigen.
Beinahe unaufhaltsam gewinnt die AfD mehr und mehr Einfluss – offenbar auch bei Zugewanderten. Im Interview mit «Focus» erklären zwei von ihnen, welche Faktoren ihren Wahlentscheid bestimmen. Für Murat und Maryam steht fest, dass die «Alternative für Deutschland» auch künftig auf ihre Stimme zählen kann.
Ein Deutsch-Türke wählt die AfD
Murat S.* ist 51-jähriger Deutsch-Türke aus Frankfurt am Main. Der diplomierte Ingenieur ist frustriert mit der Ampelregierung: «Menschen, die in Deutschland bereits integriert sind, fragen sich, für wen die Politik eigentlich gemacht wird! Uns kommt es so vor, als ob die Regierung nicht mehr dem Wohl des eigenen Volkes diene.»
Dabei kritisiert der Deutsch-Türke insbesondere die Migrations- und Asylpolitik der Ampel: Hier erlebe er eine Politik, die auf Masseneinwanderung setze und eine schier unkontrollierte Zuwanderung in die Sozialsysteme der Bundesrepublik zulasse.
Der Blick in die Zukunft löse bei Murat Besorgnis aus, betont er. Derzeit würden haufenweise Menschen in die Bundesrepublik einwandern, die in den allerwenigsten Fällen integrationswillige Fachkräfte seien.
Ferner würden straffällige Ausländer in Deutschland trotz anderslautenden Versprechen oft nicht ausreichend bestraft und «erst recht nicht abgeschoben.» Murat fordert: «Einwanderung ja, aber bitte mit Verstand!»
Für Murat bleibt denn auch nur eine Option, wie er gegenüber «Focus» erklärt: «Ich wähle die AfD, damit endlich meine Stimme gehört wird!»
Eine Deutsch-Iranerin will eine AfD-Regierung
Ähnliche Töne stimmt Maryam Z.* an: Die Deutsch-Iranerin arbeitet als Ärztin in Nordrhein-Westfalen und bekennt sich ebenfalls zur Rechtsaussen-Partei. Auch für die 44-Jährige steht die Migrationspolitik der übrigen Parteien am Ursprung ihres Wahlentscheides.
Maryam ist besorgt darüber, dass unter den Neuankömmlingen auch politische Extremisten aller Art seien. Die Behörden nähmen dies billigend in Kauf, erklärt sie. Dies schlage sich in den Kriminalitätsstatistiken nieder, wo bestimmte Nationalitäten überproportional vertreten sind. Ferner führe es auch zu einem wachsenden Unsicherheitsgefühl innerhalb der breiten Bevölkerung.
Die Deutsch-Iranerin ist überzeugt: «Die allgemeine Unzufriedenheit in der unteren und mittleren Schicht wächst immer schneller.» Die etablierten Parteien würden diesen Kurs nicht rechtzeitig korrigieren, glaubt sie. Maryam setzt auf die AfD als «zukünftige Regierungspartei in Deutschland.»
Aufruf zum Kurswechsel
Gegenüber «Focus» erklären beide Betroffenen, dass sie ihren Wahlentscheid auch als Aufruf zum Kurswechsel an die etablierten Parteien verstehen. Schliesslich zeigen diese Beispiele, was insbesondere linke Kreise für paradox halten: Viele Migranten, die seit langem in der Bundesrepublik leben und sich eine erfolgreiche Existenz aufgebaut haben, wählen die Rechtsaussen-Partei.
Dass sie die AfD ausgerechnet aufgrund der restriktiven Migrationspolitik wählen, scheint umso bemerkenswerter. Trotzdem gehört das Phänomen längst zur politischen Realität der Bundesrepublik: Gemäss einer Umfrage hatten schon 2018 rund 14 Prozent der Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund in Hessen die AfD gewählt. Bei Menschen ohne Migrationshintergrund waren es nur 13 Prozent.