Diplomatische Breitseite gegen Washington: Nordkorea will bei möglichen neuen Atomgesprächen mit den USA künftig nicht mehr mit US-Aussenminister Mike Pompeo sprechen - denn dieser habe einen «gemeinen Charakter».
US-Aussenminister Pompeo (l.), nordkoreanischer Machthaber Kim
US-Aussenminister Pompeo (l.), nordkoreanischer Machthaber Kim - KCNA VIA KNS/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Pjöngjang testet laut Staatsmedien neue «taktische Lenkwaffe».
Ad

Das nordkoreanische Aussenministerium warf Pompeo am Donnerstag einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA zufolge vor, die Gespräche zu behindern. Nur Stunden zuvor hatte die Staatsagentur den Test einer neuen «taktischen Lenkwaffe» gemeldet.

«Selbst im Fall einer Wiederaufnahme des Dialogs, wünschte ich, dass unser Gesprächspartner nicht Pompeo, sondern eine (andere) Person ist, die umsichtiger und wohlüberlegter in der Kommunikation mit uns ist», erklärte der für US-Angelegenheiten im nordkoreanischen Aussenministerium zuständige Direktor Kwon Jong Gun laut KCNA. Er «fürchte, dass sich die Gespräche weiter festfahren, wenn Pompeo weiter an den Gesprächen beteiligt ist».

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un habe klar gemacht, dass sich die Haltung der USA ändern müsse, sagte Kwon. Pompeo sei «unbesonnen» und unreif und stehe damit einer Wiederaufnahme der Gespräche im Weg.

«Wir kennen die Motive hinter der Hemmungslosigkeit in Pompeos unbesonnenen Äusserungen nicht, ob er tatsächlich nicht in der Lage ist, Worte richtig zu verstehen oder dies absichtlich nur vorgibt», sagte Kwon demnach weiter. «Die USA können uns durch ihre derzeitige Denkweise nicht ein Jota bewegen.»

Kwon warf Pompeo zudem vor, bei Kongressanhörungen in den USA in der vergangenen Woche mit «rücksichtslosen Äusserungen die Würde der obersten Führung» Nordkoreas verletzt und dabei «seinen gemeinen Charakter» offenbart zu haben.

Beobachtern zufolge könnte sich Nordkorea damit auf eine Äusserung Pompeos bei einer Senatsanhörung bezogen haben, wonach Kim als «Tyrann» beschrieben werden könne. Damit habe Pompeo die «höchste Majestät» Nordkoreas beleidigt, sagte der Professor für Nordkorea-Studien an der Dongguk-Universität in Seoul, Koh Yu Hwan. «In Pjöngjang wird ihnen beigebracht, nicht zu schweigen, wenn ihr oberster Führer persönlich angegriffen wird.»

Seit Beginn des diplomatischen Tauwetters zwischen den USA und Nordkorea bevorzugt Pjöngjang den direkten Kontakt zu US-Präsident Donald Trump. Kritiker werfen Trump dagegen vor, zu lasch im Umgang mit dem autoritären Staat zu sein.

Die aussergewöhnliche Verbalattacke Pjöngjangs auf Pompeo erfolgte nur Stunden nach einem mutmasslichen neuen Waffentest des abgeschotteten Landes. Wie KCNA meldete, wurde eine neue «taktische Lenkwaffe» getestet.

Machthaber Kim habe den Test der Waffe beaufsichtigt, die einen «mächtigen Sprengkopf» transportieren könne. Nähere Angaben zur Waffe machte KCNA nicht. Ein südkoreanischer Militärvertreter sagte, ein Raketentest sei nicht registriert worden.

Erst einen Tag zuvor hatte das in Washington ansässige Zentrum für strategische und internationale Studien (CSIS) mitgeteilt, Satellitenbilder zeigten neue Aktivitäten auf dem nordkoreanischen Atomgelände Yongbyon. Demnach könnten die Daten darauf hinweisen, dass Pjöngjang radioaktives Material wiederaufbereite.

Experten sprachen von mutmasslichen Versuchen Nordkoreas, Druck auf die USA in den Gesprächen auszuüben. «Kim versucht der Trump-Regierung klarzumachen, dass sein militärisches Potenzial von Tag zu Tag wächst», sagte Harry Kazianis vom US-Thinktank Center for the National Interest. Nordkorea sei «zunehmend frustriert über Washingtons mangelnde Flexibilität in den jüngsten Verhandlungen».

Kim hatte sich bei einem Gipfeltreffen mit Trump im vergangenen Jahr in Singapur grundsätzlich auf eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel verständigt. Konkrete Schritte wurden allerdings nicht vereinbart.

Bei ihrem zweiten Gipfel Ende Februar in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi erreichten Kim und Trump keine Einigung über Schritte zur atomaren Abrüstung. Seither gab es bereits mehrfach Berichte über neue Aktivitäten auf nordkoreanischen Testanlagen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Mike PompeoDonald TrumpKim Jong Un