Pete Hegseth: So lang ist seine Skandal-Akte schon
US-Verteidigungsminister Pete Hegsetz steht in der Kritik, insbesondere wegen Signal-Chatgruppen. Doch Bedenken gegenüber seiner Person gab es schon lange.
Das Wichtigste in Kürze
- Pete Hegseth steht je länger je mehr in der Kritik.
- Er soll als US-Verteidigungsminister ungeeignet sein.
- Details aus seiner Biografie gaben indes schon früher Anlass zur Sorge.
Erneut steht US-Verteidigungsminister Pete Hegseth im Verdacht, sein Land potenziell in Gefahr gebracht zu haben, also das Gegenteil seiner Aufgabe. Er soll in einem weiteren Gruppenchat, diesmal mit seiner Frau, seinem Bruder und seinem Anwalt, Staatsgeheimnisse ausgeplaudert haben.
Gleichzeitig läuft bereits eine Untersuchung durch die interne Aufsicht des Pentagons gegen ihren eigenen Chef: Hegseth steht im Zentrum des Skandals um den berüchtigten Gruppenchat, dem versehentlich ein Journalist hinzugefügt wurde.
Zwar war das nicht Hegseths Schuld. Doch war er es, der vertrauliche Informationen auf dem für diese Zwecke nicht zugelassenen Kanal verbreitete.
Chaos und «Kernschmelze» im Pentagon
Im Verteidigungsministerium herrsche totales Chaos – das ist kein Vorwurf der Demokraten, sondern die Aussage von John Ullyot. Dieser ist und bleibt Trump-Anhänger, trat aber soeben von seinem Posten als Hegseths Kommunikations-Chef zurück.
Wo Rauch ist, ist auch Feuer, sagt der Ex-Brigadegeneral und republikanischer Abgeordneter Don Bacon: Es sehe nach einer totalen Kernschmelze aus im Pentagon.
Denn nebst Ullyot sind diverse weitere Top-Leute gegangen, beziehungsweise gegangen worden. Das Problem sei Pete Hegseth selbst. Doch Zweifel an seinen Fähigkeiten gab es bereits seit Donald Trump ihn als Verteidigungsminister nominierte.
Ex-Soldat und TV-Moderator
Zwei Faktoren qualifizierten Pete Hegseth in den Augen von Donald Trump für den Posten als Verteidigungsminister. Hegseth ist Armee-Veteran und hat als Offizier in Irak und Afghanistan gedient. Ab 2014 war er als Moderator bei Fox News angestellt, insbesondere in der Sendung «Fox & Friends Weekend».
Als TV-Mann mit militärischem Hintergrund war er ein glaubwürdiger Kommentator für sicherheitspolitische Angelegenheiten. Seine Präsenz vor der Kamera konnte indes auch zum Problem werden: Er verhehlte seine Zuneigung zum Alkohol kaum.
Pete Hegseth mit Alkohol am Arbeitsplatz
Als prominentes Beispiel wird gerne die Szene der Neujahrs-Sendung auf Fox News angeführt. Pete Hegseth, der bereits eine Champagner-Flasche annektiert hat, lässt sich in ein Tauchbecken fallen. Um dann den ganz Coolen zu mimen und sogleich weiterzutrinken – aus Flasche und Becken.
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Angesäuselte Moderatoren zum Jahreswechsel gibt es auch auf anderen Sendern. Bei Hegseth sei das aber eher die Regel als die Ausnahme gewesen, sagen ehemalige und aktuelle Fox-Mitarbeitende.
So soll Hegseth nach einer Sendung zum Saint Patrick’s Day die zur Dekoration aufgestellten Biere ausgetrunken haben. Und zwar sämtliche, obwohl diese mittlerweile abgestanden und lauwarm waren.
2017, an der Hochzeitsfeier eines Arbeitskollegen, soll er derart angetrunken gewesen sein, dass er kaum noch stehen konnte. Gäste baten einen ebenfalls anwesenden Fox-Produzenten, für ihn eine Autofahrt nachhause zu organisieren. Damit er rechtzeitig um 6 Uhr morgens im Studio für seine Sendung sein konnte. Dort soll er wiederholt übernächtigt, alkoholisiert und in letzter Minute aufgetaucht sein.
Kein gutes Händchen bei Verbänden
Hegseth präsidierte auch zwei Veteranen-Organisationen, die «Concerned Veterans for America» (CVA) und die «Vets for Freedom» (VFF). Bei CVA soll er wiederholt alkoholisiert gewesen sein, so sehr, dass er von Veranstaltungen der Organisation weggetragen werden musste. Einmal nahm er seine Teammitglieder mit in einen Stripclub. Dort mussten sie den betrunkenen Hegseth davon abhalten, zu den Tänzerinnen auf die Bühne zu steigen.
Der verheiratete Hegseth soll mit Mitarbeitern weibliche Angestellte sexuell belästigt und in «Party Girls» und «Not Party Girls» eingeteilt haben. Etwas viel «Party» gab es offenbar auch bei VFF, denn dorthin flossen, so vermuteten die Haupt-Geldgeber, die bald knappen Finanzen. Die Partys müsse man diplomatisch als «Rendezvous» bezeichnen. Denn auch bei VFF soll es «sexuell unangemessenes Verhalten am Arbeitsplatz» gegeben haben.
Zweifelhafte Tätowierungen
Als Nationalgardist hätte der jetzige Verteidigungsminister 2021 mit über 20'000 weiteren Nationalgardisten die Vereidigung von Präsident Biden schützen sollen. Doch ihm wurde mitgeteilt, er könne zu Hause bleiben. Elf weitere Personen erhielten denselben Bescheid.
Denn das Dutzend wurde als potenzielles Sicherheitsrisiko eingestuft. Hegsetz trägt verschiedene Tätowierungen, unter anderem ein Sturmgewehr vor der US-Flagge, ein «Jerusalemkreuz» und den lateinischen Spruch «Deus vult». Solche Symbole werden häufig von rechtsextremen nationalistischen Gruppierungen verwendet.
Frauen «für Ego missbraucht»
2017 regelte Pete Hegseth eine Anschuldigung wegen sexueller Nötigung aussergerichtlich. 2016 wurde er gegenüber dem Ehemann seiner Produzentin Jennifer Rauchet ausfällig. Unter den gegebenen Umständen erstaunt dies nicht weiter:
Der Ehemann tauchte unangekündigt an einer Mitarbeiter-Party auf, weil er eine Affäre seiner Ehefrau mit Hegseth vermutete. Hegseth hatte getrunken – und Herr Rauchet hatte richtig vermutet.
Pete Hegseth war zu dieser Zeit noch mit seiner zweiten Frau verheiratet, Samantha Deering, mit der er drei Kinder hat. Noch während dieser Ehe zeugte er eine Tochter mit seiner künftigen dritten Frau, Jennifer Rauchet. Hegseths eigene Mutter schrieb ihm damals ein Mail, in dem sie ihm vorwarf, Frauen für sein eigenes Ego zu missbrauchen.
Fachliche Qualifikationen: fragwürdig
Zu diesen unschönen Episoden seines Lebens musste Pete Hegseth in den Anhörungen zu seiner Nomination vor dem Senat Auskunft geben. Aber auch zu seinen Qualifikationen als künftiger Chef über rund drei Millionen Angestellte des Verteidigungsministeriums. Schliesslich gingen die «Vets for Freedom» nur darum nicht konkurs, weil sie mit einer anderen Organisation fusionierten.
Gefragt wurde Hegseth unter anderem, die Mitglieder von ASEAN aufzuzählen, dem südostasiatischen Pendant zur EU, und deren Bezug zur USA. Er konnte kein einziges Land nennen.
Betreffend Alkohol sagte er, dass er mit dem Trinken aufgehört habe und im Falle einer Ernennung nicht wieder trinken werde. Kritiker meinen jedoch: Eine solche Aussage wäre für jeden anderen Arbeitgeber kein Grund zur Beruhigung, sondern ein Warnzeichen. Gerüchten zufolge arbeite das Weisse Haus an der Absetzung von Pete Hegseth als Verteidigungsminister.
