Pro Asyl: Flüchtlingskinder trotz Corona-Krise aus Griechenland aufnehmen
Das Wichtigste in Kürze
- Hilfsorganisation: Pandemie darf humanitäre Aktionen nicht blockieren.
Die Corona-Krise mache die Aufnahme dieser Kinder und Jugendlichen dringlicher als je zuvor, sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt der «Neuen Osnabrücker Zeitung» («NOZ», Mittwochsausgabe). Die Ausbreitung des Virus dürfe «humanitäre Aktionen nicht blockieren, sondern muss sie beschleunigen».
Es gibt grosse Sorgen, dass sich das Coronavirus in den völlig überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Ägäis-Inseln ausbreitet. Burkhardt sagte deshalb, die von mehreren europäischen Ländern inklusive Deutschland zugesagte Aufnahme minderjähriger Flüchtlinge dulde «keinen Aufschub mehr». Die Staaten sollten sofort fünf oder sechs Flugzeuge nach Griechenland schicken, um die jungen Menschen abzuholen.
Die Bundesregierung hatte Anfang März zugesagt, als Teil einer «Koalition der Willigen» einen «angemessenen Teil» von bis zu 1500 besonders schutzbedürftigen Minderjährigen aus den griechischen Flüchtlingslagern aufzunehmen.
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums teilte jetzt auf Anfrage der «NOZ» dazu mit, dass die Europäische Kommission derzeit Gespräche darüber führe, wie die Übernahme der Minderjährigen angesichts der Corona-Lage geschehen könne. Die Kommission hatte zugesagt, bei der Aufnahme besonders schutzbedürftiger Kinder eine koordinierende Rolle zu übernehmen.
Die griechische Regierung schloss unterdessen wegen der Corona-Krise alle Flüchtlingslager vorläufig für Besucher. Das 14-tägige Besuchsverbot gilt nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch für Organisationen, wie das Einwanderungsministerium mitteilte. Neu eingetroffene Migranten müssen sich einer Temperaturkontrolle unterziehen.
Ausserdem fordert das Ministerium die Migranten in den Lagern auf, ihre Bewegungen innerhalb und ausserhalb der Einrichtungen einzuschränken. Der Schulunterricht und sonstige Aktivitäten in den Lagern wurden unterbrochen.
Zuletzt waren hunderte Menschen auf dem Seeweg von der Türkei aus auf den griechischen Ägäis-Inseln eingetroffen, wo sich bereits mehr als 37.000 Flüchtlinge in Lagern befinden. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte Ende Februar die Grenzen seines Landes zur EU für geöffnet erklärt. Daraufhin kam es zu einem starken Flüchtlingsandrang an der türkisch-griechischen Grenze.