Expertin: Appenzell-Wahl «wichtig» für Gleichstellung
Angela Koller wird der erste weibliche Landammann Appenzell Innerrhodens. Das sei «sehr erfreulich», sagt eine Genderforscherin. Koller könnte ein Vorbild sein.

Das Wichtigste in Kürze
- Appenzell Innerrhoden hat erstmals eine Frau Landammann.
- Angela Koller gewann die Wahl gegen ihre männlichen Konkurrenten.
- Aus Gleichstellungssicht ist dies wichtig, sagt Christa Binswanger von der Uni St. Gallen.
Premiere in Appenzell Innerrhoden: Mit Angela Koller wurde erstmals eine Frau zum Landammann gewählt. Die 41-jährige Mitte-Politikerin setzte sich gegen sämtliche männlichen Kandidaten durch.
Wie ist dieses Ereignis einzuordnen? Nau.ch hat bei Christa Binswanger, Expertin für Geschlechterforschung an der Universität St. Gallen, nachgefragt.
Binswanger betont zunächst, dass Appenzell Innerrhoden in Gleichstellungsfragen innerhalb der Schweiz ein Spätzünder war. «Dies lässt bis heute den Schluss zu, dass in diesem Kanton immer noch vorwiegend Männer das Sagen haben.» Gerade deswegen sei die Wahl von Koller «sehr erfreulich», sagt die Expertin.
Koller könnte «Vorbildfunktion» einnehmen
Dass es ausgerechnet jetzt eine Frau schaffte, hat laut Binswanger mit zwei Faktoren zu tun: Dass auch Frauen politisch gute Arbeit leisten können, werde immer breiter sichtbar.
Hinzu kommt aber auch die Person Koller. «Sie ist äusserst qualifiziert für das Amt.» Sie habe in verschiedenen Bereichen viel auszuweisen, sei es politisch, beruflich oder gesellschaftlich.

Bleibt die Frage, was die Wahl Kollers nun bewirken kann. Für Binswanger ist klar: «Aus Gleichstellungssicht ist diese Wahl sehr wichtig.» Vorbilder wie Koller würden zeigen, dass eine qualifizierte Frau die Landammann-Position genauso ausführen kann wie ein qualifizierter Mann.
Einerseits hat die Wahl aus der Sicht der Expertin politische Bedeutung. Dies, da die Mehrheit der Wählerschaft eines noch heute mehrheitlich von Männern bestimmten Kantons einer Frau diese Position zutraue.
Andererseits habe die Wahl auch symbolische Bedeutung. Eine weibliche Person hat jetzt nämlich ein Amt erhalten, das bisher nur Männer zugesprochen wurde. «Hier hat sie eine symbolisch bedeutende Vorbildfunktion und kann so hoffentlich auch den Weg für Nachfolgerinnen ebnen», so Binswanger.
Bezeichnung bleibt eine Herausforderung
Ein Fragezeichen bleibt indes die Bezeichnung Kollers. Der Titel «Landammann» kennt keine weibliche Form – Koller wird deswegen als «Frau Landammann» bezeichnet.

Tatsächlich könne dies eine Herausforderung sein, so Binswanger. Denn: «Sprache ist hinsichtlich der Welt, die wir darin schaffen, kein unwichtiges Detail.»