Regionalregierungen gehen bei Abholzungen am Amazonas auf Kurs gegen Bolsonaro
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat mit seiner harten Linie bei der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes Widerstand aus den betroffenen Regionen hervorgerufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Betroffene Bundesstaaten wollen direkt mit Norwegen und Deutschland verhandeln.
Die Regierungen der neun betroffenen Bundesstaaten nannten in der Nacht zum Montag (Ortszeit) die Haltung der Zentralregierung «bedauerlich», durch die Norwegen und Deutschland dazu gebracht worden waren, Millionen-Mittel für den Amazonas einzufrieren.
Der Entwicklungsfonds der neun brasilianischen Bundesstaaten solle künftig «direkt» mit den Geberländern des Amazonas-Fonds verhandeln, hiess es. Anstelle der Staatsbank BNDES solle die regionale Amazonas-Bank das Geld verwalten.
Die Gouverneure der betroffenen Bundesstaaten lehnten in ihrer gemeinsamen Erklärung «jede illegale wirtschaftliche Betätigung» in der Region ab. Nach Deutschland hatte in der vergangenen Woche auch Norwegen angekündigt, Finanzhilfen an Brasilien im Kampf gegen die Rodung des Amazonas-Regenwaldes auf Eis zu legen. Dies wurde damit begründet, dass Brasilien nicht stärker gegen die Abholzung des Regenwaldes vorgehe. Norwegen blockierte 30 Millionen Euro, Deutschland 35 Millionen Euro aus der Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums.
Von den 760 Millionen Euro, die zwischen 2008 und 2018 an den Amazonas-Fonds gingen, trug Norwegen mit 93,5 Prozent den Löwenanteil. Unter Bolsonaro hat sich die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes massiv beschleunigt. Allein im Juli war die Fläche des zerstörten Waldes nach offiziellen Angaben um fast das Vierfache höher als im gleichen Monat des Vorjahres.
Bolsonaro reagierte mit polemischen Äusserungen auf die Entscheidungen aus Oslo und Berlin. «Ist Norwegen nicht dieses Land am Nordpol, das Wale tötet?», war seine erste Reaktion. Norwegen solle «sein Geld behalten» und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) «beim Wiederaufforsten Deutschlands helfen».
Am Sonntag legte Bolsonaro noch einmal nach und veröffentlichte eine Twitter-Nachricht, die angeblich mit einem Video-Bericht die norwegische Waljagd vorführt. Allerdings stellte sich heraus, dass die Aufnahmen von den dänischen Färöer-Inseln stammten.
Im Nordosten Brasiliens wird derzeit bei einem internationalen Treffen über die Auswirkungen der Erderwärmung beraten, die auch durch die Abholzung von Wäldern vorangetrieben wird. Zu der Klimawoche von Lateinamerika und der Karibik in Salvador reisten mehr als 3000 Teilnehmer aus 26 Ländern an. Brasiliens Umweltminister Ricardo Salles nimmt nicht teil.