Russische Justiz ordnet Beschlagnahmung von Memorial-Büros in Moskau an
Ein russisches Gericht hat die Memorial-Büros in Moskau beschlagnahmt. Dies nur wenige Stunden, nachdem die Organisation den Friedensnobelpreis erhielt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Büros der Menschenrechtsorganisation Memorial wurden in Russland beschlagnahmt.
- Dies nur wenige Stunden, nachdem diese als Friedensnobelpreisgewinner angekündigt wurde.
- Memorial ist seit Ende 2021 in Russland verboten.
Der russischen Organisation Memorial ist am Freitag der Friedensnobelpreis verliehen worden. Nur wenige Stunden danach hat ein russisches Gericht die Beschlagnahmung der Moskauer Büros der Menschenrechtsorganisation angeordnet.
Die Büros seien in «öffentliches Eigentum» umgewandelt worden, zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax die am Freitag ergangene Gerichtsentscheidung. Die Büros bilden die Zentrale der Menschenrechtsorganisation, in der sie regelmässig Ausstellungen veranstaltet hatte.
Memorial ist bereits seit Ende 2021 in Russland verboten. Memorial wurde 1989 gegründet und ist die älteste und wichtigste Menschenrechtsorganisation in Russland. Ende 2021 verfügte zunächst das Oberste Gericht Russlands ein Verbot von Memorial. Später ordnete ein Moskauer Gericht die Auflösung der Organisation an.
Mit Friedensnobelpreis ausgezeichnet
Die Menschenrechtsorganisation wird in diesem Jahr zusammen mit dem belarussischen Politiker und Menschenrechtsaktivisten Ales Bjaljazki und der ukrainischen Menschenrechtsorganisation Zentrum für bürgerliche Freiheiten (CCL) mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Die Preisträger hätten einen «aussergewöhnlichen Beitrag» dazu geleistet, Kriegsverbrechen, Menschenrechtsverletzungen und Machtmissbrauch zu dokumentieren, sagte die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, in ihrer Begründung.