Seehofer will Abschiebungen nach Syrien wieder möglich machen

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Deutschland,

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will das generelle Abschiebeverbot nach Syrien kippen. Das sorgt für Kritik vonseiten Menschenrechtsorganisationen.

Familie in Ariha in syrischer Provinz Idlib im Mai
Familie in Ariha in syrischer Provinz Idlib im Mai - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Horst Seehofer will das generelle Abschiebeverbot nach Syrien kippen.
  • Dafür erntet er Kritik von verschiedenen Organisationen.

Bei der nächsten Innenministerkonferenz im Dezember werde er dafür eintreten, dass «zumindest für Straftäter und Gefährder in jedem Einzelfall geprüft wird», ob sie abgeschoben werden können, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums am Freitag in Berlin. Scharfe Kritik äusserte die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl; auch aus den Reihen der Landesinnenminister kam widerstand.

Der generelle Abschiebestopp für das Bürgerkriegsland Syrien gilt seit 2012 und wurde immer wieder verlängert. Derzeit läuft die Regelung bis Jahresende.

De Innenministerkonferenz (IMK) muss auf ihrer Sitzung vom 9. bis 12. Dezember entscheiden, ob erneut verlängert wird.

Seehofer möchte dies nicht. Der Abschiebestopp «kann nach Auffassung des Bundesinnenministers nicht ausnahmslos gelten», sagte die Sprecherin. Es gehe Seehofer um «ein Signal» an Straftäter und Gefährder, «dass sie ihr Aufenthaltsrecht in Deutschland verwirkt haben». Die gesamte Bundesregierung müsse sich nach seiner Auffassung dafür einsetzen, dass hier jeweils im Einzelfall entschieden werde, sagte die Sprecherin.

Pro Asyl mit heftiger Kritik

Eine wichtige Grundlage für die IMK-Entscheidungen zu Abschiebungen sind Lageberichte des Auswärtigen Amts zur Situation in dem jeweiligen Land. Wie eine Sprecherin des Aussenministeriums in Berlin sagte, wurde der Lagebericht zu Syrien zuletzt im Juni aktualisiert. Im Dezember werde turnusgemäss ein neuer Lagebericht vorgelegt. Das genaue Datum nannte die Sprecherin nicht.

Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl kritisierte Seehofers Vorhaben scharf und verwies auf die Lage in Syrien. «Angesichts von Foltergefängnissen, willkürlicher Verfolgung und Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung ist klar: Abschiebungen sind und bleiben völkerrechtswidrig», erklärte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt. Der Abschiebungsstopp müsse unbefristet beibehalten werden.

Auch der Repräsentant des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Deutschland, Frank Remus, äusserte sich kritisch. «Es bestehen für Rückkehrer in allen Landesteilen erhebliche Sicherheitsrisiken», sagte er der «Welt» (Samstagsausgabe). Es sei mit menschenrechtlichen Vorgaben nicht vereinbar, Menschen abzuschieben, «denen in ihrer Heimat Folter und Tod drohen».

Unterstützung von CDU-Kollegen

Grünen-Chefin Annalena Baerbock bezeichnete Seehofers Vorstoss in den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben) als «Versuch, sich auf Kosten von Kriegsflüchtlingen aus Syrien als Pseudo-Law-and-Order-Politiker zu profilieren». Seehofer wisse genau, dass Syrien unverändert «ein Kriegsland ist, in dem gefoltert und gemordet wird».

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagte der «Welt», Seehofer ignoriere «die Realitäten und versucht auf durchschaubare Weise, politisch zu punkten». Die Lage in Syrien habe sich nicht gebessert, «im Gegenteil». Pistorius betonte zudem, dass Deutschland über keine diplomatischen Beziehungen und keine deutsche Vertretung in Syrien verfüge, «die eine Rückführung anbahnen könnte».

Unterstützung erhielt Seehofer dagegen von seinen Unionskollegen. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte der «Welt», wenn es in Syrien vergleichsweise sichere Gebiete gebe, sollten «zumindest Gefährder und Straftäter, die schwere und schwerste Straftaten begangen haben», dorthin abgeschoben werden können.

Der bayerische Ressortchef Joachim Herrmann (CSU) sagte der Zeitung, es müssten alle Hebel des Rechtsstaats in Bewegung gesetzt werden, «um syrische Straftäter, die sich schwerer Straftaten schuldig gemacht haben, und Gefährder ausser Landes zu bringen».

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