Syriens neue Machthaber zensieren Baerbock auf Telegram
Der Besuch von Annalena Baerbock in Syrien schlägt hohe Wellen. Der deutschen Aussenministerin wird der Handschlag verweigert – später wird sie sogar zensiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Annalena Baerbock hat die neuen Machthaber in Syrien besucht.
- Dabei kommt es gleich zu mehreren Eklats in Bezug auf die Gleichstellung.
- Zuerst erhält die Grüne keinen Handshake – dann wird sie auch noch verpixelt.
In Syrien ist eine neue Ära angebrochen. Der langjährige Machthaber Baschar al-Assad ist weg – die Miliz HTS um Ahmed al-Scharaa hat übernommen.
Der Wechsel löste unterschiedliche Reaktionen aus. Einerseits jubelten viele über das Ende der Assad-Herrschaft. Andererseits gibt es auch Sorgen, wonach unter den neuen islamistischen Herrschern speziell die Frauen leiden könnten.
Der Besuch der deutschen Aussenministerin Annalena Baerbock von vergangener Woche nährt diese Zweifel jetzt zusätzlich.
Denn der neue Machthaber Ahmed al-Scharaa gab dem französischen Aussenminister Jean-Noël Barrot die Hand. Doch bei Baerbock, die mit Barrot unterwegs war, legte er die Hand lediglich aufs Herz und streckte sie ihr nicht hin.
Telegram-Kanal verpixelt Baerbock – staatliche Agentur nicht
Und das ist nicht der einzige Dämpfer für Baerbocks oftmals propagierte «feministische Aussenpolitik». Wie unter anderem «n-tv» berichtet, wird die Grünen-Politikerin auf einem regierungsnahen Telegram-Kanal sogar zensiert.
Der Kanal «Almharar» verpixelt dabei nicht nur die deutsche Aussenministerin. Auch alle anderen Frauen sind nur in zensierter Form zu sehen.
Ein im wahrsten Sinne des Wortes anderes Bild zeigt sich bei der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana. Diese veröffentlichte ebenfalls Bilder des Baerbock-Besuchs. Dort ist die Aussenministerin aber unverpixelt zu sehen.
Baerbock: Frauenrechte sind «Gradmesser»
Nach dem Treffen erklärte Baerbock, dass sie den Handschlag gar nicht erwartet habe. Sie habe schon damit gerechnet, dass es wohl keine übliche Begrüssung geben werde.
Gegenüber Al-Scharaa habe sie aber betont, dass Frauenrechte ein «Gradmesser» für eine freie Gesellschaft seien.
Wie genau die Hayat Tahrir al-Sham in Syrien regieren wird, ist unklar. Die Miliz versuchte zuletzt, sich ein gemässigtes Image zuzulegen.
Ihren Ursprung hat HTS allerdings in der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger der Terrororganisation Al-Kaida. Die Frage, ob HTS immer noch eine dschihadistische Organisation ist, wird von verschiedenen Akteuren unterschiedlich beantwortet.