Taliban: Immer mehr Berichte über Gräueltaten in Afghanistan
Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan häufen sich die Meldungen über Misshandlungen. Die UNO fordert einen Stopp der Gewalt.
Das Wichtigste in Kürze
- Es gibt immer mehr Berichte von Gewalt durch die Taliban in Afghanistan.
- Die UNO verurteilt de Gewalt der Islamisten gegen friedliche Proteste und Journalisten.
Immer mehr Berichte über Gräueltaten der Taliban seit ihrer Machtübernahme bekannt. Die Islamisten hatten eigentlich eine integrative und sich von den 90er Jahren unterscheidende Herrschaft versprochen.
Die Vereinten Nationen verurteilten am Freitag die zunehmenden gewalttätigen Reaktionen der neuen Machthaber auf friedliche Proteste. Zwei afghanische Journalisten berichteten von Misshandlungen mit Schlagstöcken und Peitschen nach einer Demonstration in Kabul.
«Wir fordern die Taliban auf, Gewalt gegen die unverzüglich einzustellen, die ihr Recht auf friedliche Versammlung wahrnehmen.» Das sagte Ravina Shamdasani, Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros. Auch Journalisten würden ins Visier genommen, die versuchten, «einfach nur ihrer Arbeit nachzugehen». Bei den Protesten seien von bewaffneten Kämpfern scharfe Munition und Peitschen eingesetzt worden, um die Menschenmenge auseinander zu treiben.
Vier Menschen bei Protesten getötet
Nach UN-Angaben wurden seit Mitte August vier Menschen bei Protesten getötet. Die Islamisten hatten am Mittwoch ein Demonstrationsverbot verhängt. Dies, nachdem es in den Tagen zuvor in mehreren Städten einzelne Demonstrationen gegen die neuen Herrscher gegeben hatte.
Zwei afghanische Journalisten sagten der Nachrichtenagentur AFP abgeführt und stundenlang festgehalten und geschlagen wurden. Sie hatten zuvor über Proteste berichtet.
«Einer der Taliban stellte seinen Fuss auf meinen Kopf und drückte mein Gesicht gegen den Beton. Sie traten mir gegen den Kopf. Ich dachte, sie würden mich umbringen», sagte der Fotograf Nematullah Nakdi der Nachrichtenagentur AFP. Auf die Frage, warum er geschlagen werde, sei ihm gesagt worden: «Du hast Glück, dass du nicht geköpft wurdest.»
Nakdi wurde schliesslich in eine überfüllte Zelle gebracht. Dort fand er seinen Kollegen Taki Darjabi, der ebenfalls festgenommen und geschlagen worden war. «Wir hatten so grosse Schmerzen, dass wir uns nicht bewegen konnten», sagte Darjabi.
Afghanen-Botschafter fordert Nicht-Anerkennung der Taliban
Der afghanische UNO-Botschafter Ghulam Isacsai forderte bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats, die Taliban-Regierung nicht anzuerkennen. Zudem verlangte er, die bestehenden Sanktionen zu verschärfen. Die jüngsten Demonstrationen seien eine «starke Botschaft», dass die Bevölkerung das «totalitäre System» nicht akzeptiere, das ihr «aufgezwungen» werde.
Er warf den Taliban ausserdem «Gräueltaten in grossem Umfang» im Pandschir-Tal vor. Isacsai, der zum Kabinett des früheren Präsidenten Aschraf Ghani zählte, ist weiterhin der afghanische Vertreter bei der UNO.