Trump verärgert mit Truppenabzug aus Afghanistan die Nato-Partner
Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident Donald Trump denkt vor seinem Amtszeitende nicht an ein Umdenken.
- Mit seinem Abzugsbefehl müssen nun 2000 US-Soldaten Afghanistan verlassen.
- Dieser Schritt sorgt für Ärger bei den Nato-Partnern der USA.
US-Präsident Donald Trump hat mit seinem Abzugsbefehl für mehr als 2000 in Afghanistan stationierte US-Soldaten die Nato-Partner verärgert. Bundesaussenminister Heiko Maas warnte am Mittwoch davor, dass die Friedensgespräche zwischen der Regierung und den Taliban gefährdet werden könnten. «Ohne Not sollten wir nicht noch zusätzliche Hürden aufbauen, die ein Abzug aus Afghanistan ganz sicherlich zur Folge haben würde.» Die Nato betonte aber, dass die Fortsetzung des Einsatzes zunächst nicht gefährdet sei.
Kampf gegen Terrorismus
Die Regierung in Washington hatte am Dienstag angekündigt, die US-Truppen in Afghanistan und im Irak bis zum 15. Januar auf jeweils 2500 Soldaten zu verkleinern.
Nur fünf Tage später endet die Amtszeit des bereits abgewählten Präsidenten Trump, der am 20. Januar vom Wahlsieger Joe Biden abgelöst werden soll. Derzeit sind in Afghanistan nach US-Medienberichten zwischen 4500 und 5000 Soldaten stationiert, im Irak 3000.
Die USA stellen mit Abstand den grössten Teil der Nato-Truppe in Afghanistan, die vor allem die afghanischen Streitkräfte ausbildet. Die Bundeswehr ist mit gut 1200 Soldaten beteiligt und hat im Norden des Landes die Führungsrolle. Ohne die Amerikaner gilt eine Fortsetzung des Einsatzes auf Dauer als schwierig bis unmöglich.
«Für uns bleibt politisch ganz besonders wichtig, dass wir das, was wir erreicht haben, nicht durch überstürzte Handlungen gefährden dürfen.» Auch die Nato betonte, dass die Errungenschaften im Kampf gegen den internationalen Terrorismus bewahrt werden müssten.
«Auch mit den angekündigten US-Reduzierungen wird die Nato ihren Einsatz zur Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte fortsetzen», bekräftigte Bündnissprecherin Oana Lungescu. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte bereits am Dienstag vor den möglichen Folgen eines überhasteten Abzugs von Truppen aus Afghanistan gewarnt.
Abzug aller Streitkräfte bis April 2021
Auch in den USA selbst traf die Ankündigung Trumps auf Unmut. Führende Demokraten kritisierten sie als politisch motiviert und sprachen von übereilten Abzugsplänen. «Wir können es uns nur schwer leisten, die hart erkämpften Fortschritte in Afghanistan zu verlieren.» Davor warnte die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi.
Selbst einige von Trumps Republikanern meldeten sich kritisch zu Wort. Der Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, warnte, ein überstürzter Rückzug aus Afghanistan und dem Irak wäre ein «Fehler». Es sei «extrem wichtig», dass es in den kommenden Monaten keine «weltbewegenden Veränderungen» mit Blick auf die Aussenpolitik gebe.
Die USA hatten mit den Taliban ein Abkommen unterzeichnet, das den Rückzug aller Nato-Streitkräfte bis Ende April 2021 verspricht. Die Taliban verpflichteten sich im Gegenzug zu Friedensgesprächen mit der Regierung in Kabul, die im September aufgenommen wurden. Der Prozess geriet im Streit um Verfahrensfragen jedoch ins Stocken.
Der Krieg in Afghanistan ist der längste in der Geschichte der USA. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 waren von den Amerikanern angeführte Truppen dort einmarschiert.
Wenige Monate später folgte auch die Bundeswehr als Teil einer Stabilisierungstruppe. Ihr Einsatz dauert nun auch schon 19 Jahre.