Trump will Grönland: Schweizer Handelskammer-CEO zur Logik dahinter
Die aggressive Rhetorik von Donald Trump gegenüber anderen Ländern sei ernst gemeint, sagt Rahul Sahgal, CEO der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer.
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trumps Gebietsansprüche machten Sinn, sagt der CEO der CH-US-Handelskammer.
- Rahul Sahgal sieht längerfristig wirtschaftliche Vorteile, wenn die USA Grönland besitzen.
- Auch die Forderung nach Kontrolle des Panamakanals sei geopolitisch folgerichtig.
Grönland kaufen, den Panamakanal zurückfordern oder Kanada als 51. Bundesstaat in die USA eingliedern: Die Aussagen von Donald Trump letzte Woche sorgen nach wie vor für Aufruhr.
Obwohl sie dies nicht unbedingt sollten: Denn gemäss dem Politikwissenschaftler Thomas Greven wolle Trump vor allem ablenken.
Dazu verwende er einmal mehr die Strategie «flute die Zone mit Müll». Dies habe aber wirtschaftliche Konsequenzen, warnt Greven: «Das Zeitalter des regelbasierten, liberalen Welthandels ist wohl vorbei.»
Die Logik hinter dem Grönland-Anspruch
Ganz anders sieht die der CEO der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer, Rahul Sahgal. Zwar sagt auch er: «Es schadet natürlich dem Freihandel kurzfristig.» Ab langfristig sehe er eine Logik hinter den US-Ansprüchen auf Grönland und den Panamakanal.
«Bei Grönland sind die beiden Hauptpunkte die ‹seltenen Erden› und die Schiffsroute durch die Arktis», erklärt Sahgal. Als «seltene Erden» wird eine Gruppe von 17 Metallen bezeichnet, die in AKWs, Elektro-Autos, Batterien oder LEDs gebraucht werden. Am bekanntesten dürfte das Metall Neodym sein, mit dem Supermagnete auch für den Hausgebrauch hergestellt werden.
USA sind in Grönland Konkurrent zu Russland oder China
«Bei den ‹seltenen Erden› sind die Amerikaner deutlich im Hintertreffen gegenüber China», betont Sahgal. China dominiert den Weltmarkt und war zwischenzeitlich für bis zu 95 Prozent der Produktion verantwortlich.
Andererseits die mit den schmelzenden Eiskappen frei werdenden Schiffsrouten durch die Arktis, fährt Rahul Sahgal fort. «Hier ist das Thema die Konkurrenz zu Russland. Aber auch zu China, mit der Idee der ‹polaren Seidenstrasse›, also einer direkten Seeverbindung nach Europa. Davon könnte der Freihandel wieder profitieren.»
Rahul Sahgal sieht deshalb bei Donald Trump weder Ablenkungsmanöver noch eine Müll-Flut. «Ich denke schon, dass das ernst gemeint ist und sehe das als Eröffnung einer Verhandlung. Er erhöht damit den Druck.»
Ein Druckmittel wäre auch, sinniert Sahgal, wenn die USA sagten: Wir garantieren die Sicherheit Grönlands in Zukunft nicht mehr. «Dänemark könnte dies wohl gar nicht zahlen», so Sahgal. «Das wäre ein Hebel für Trump, mit dem er zum Beispiel mehr Zugriff auf die ‹seltenen Erden› herausholen könnte.»
Last but not least: Land zu kaufen, wäre in der Geschichte der USA keineswegs einmalig – im Gegenteil. «Etwa 40 Prozent des US-Territoriums ist zusammengekauft», erinnert Rahul Sahgal. Prominenterweise erworben sind etwa Louisiana, Florida und Alaska, die allein schon 20 Prozent der US-Fläche ausmachen.
Panamakanal: Wiederum China im Visier
Beim Anspruch auf den Panamakanal geht es für Rahul Sahgal sowohl um geostrategische Konkurrenz mit China als auch um Handelspolitik. «Die USA sind der grösste Kunde des Panamakanals. Von daher fühlt sich Trump berechtigt, hier Ansprüche zu stellen.»
Hong-Kong-Firmen kontrollieren die Häfen an den beiden Enden des Kanals; die Hafenkräne sind zu 80 Prozent aus chinesischer Produktion. «Bereits Präsident Biden hat sich dessen schon angenommen, als herauskam, dass die Kräne teilweise mit WLAN ausgerüstet sind.»
Mit diesen kann China wertvolle Informationen gewinnen. Nur als Beispiel: «Falls es eine chinesische Attacke auf Taiwan gibt, könnte China bereits wissen, was die USA in den Pazifik verschoben haben.»