Türkei verkündet neue Marine-Übung und verlängert umstrittene Erkundungs-Mission
Ungeachtet aller Aufrufe zur Deeskalation hält die Türkei im Gasstreit mit Griechenland an ihrem umstrittenen Kurs fest.
Das Wichtigste in Kürze
- Griechenland ratifiziert Seeabkommen mit Kairo - zum Ärgernis der Türkei.
Am Donnerstag verlängerte Ankara den Einsatz des Forschungsschiffes «Oruc Reis» im östlichen Mittelmeer um fünf weitere Tage. Zudem kündigte die türkische Marine für die kommende Woche «Schiessübungen» in der Region an. Griechenland ratifizierte unterdessen ein mit Ägypten geschlossenes Seeabkommen, das die Türkei als Provokation betrachtet.
Die Türkei will die «Oruc Reis» noch bis Dienstag nach Erdgas im östlichen Mittelmeer suchen lassen. «Wir sind entschlossen, unsere Rechte zu schützen», erklärte Verteidigungsminister Hulusi Akar. Das türkische Forschungsschiff war am 10. August zusammen mit einer Flotte von Kriegsschiffen in Gewässer gefahren, die Griechenland für sich beansprucht.
Zudem kündigte die türkische Marine an, am kommenden Dienstag und Mittwoch «Schiessübungen» im Nordosten des Mittelmeers abzuhalten. Laut Akar steht das Manöver nicht im Zusammenhang mit der Suche nach Erdgas in der Region. Er beschuldigte jedoch Frankreich, durch militärische Aktionen in der Region die Spannungen zwischen Ankara und Athen zu verschärfen. «Es ist ein vergeblicher Traum, zu denken, die Aktivitäten der Türkei oder der türkischen Streitkräfte verhindern oder verändern zu können», sagte Akar in einem Fernsehinterview.
Griechenland hatte am Mittwoch ein dreitägiges Militärmanöver mit Frankreich, Italien und Zypern im östlichen Mittelmeer begonnen. Kurz darauf teilte die Türkei mit, sie habe ein Militärmanöver mit einem US-Zerstörer in der Region abgehalten. Am Donnerstag forderte Akar Griechenland auf, sich nicht hinter Frankreich und der EU «zu verstecken». Beide Seiten müssten ihre Probleme «als Griechen und Türken» durch Gespräche lösen.
Seit der Entdeckung reicher Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer gibt es heftigen Streit um deren Ausbeutung. Sowohl Griechenland und Zypern als auch die Türkei erheben Anspruch auf die betreffenden Seegebiete und untermauern diesen auch durch die Entsendung von Kriegsschiffen.
Am Donnerstag ratifizierte Griechenland ein mit Ägypten abgeschlossenes Seeabkommen. Es sieht vor, dass Athen und Kairo vollen Zugang zu Ressourcen in einer exklusiven Wirtschaftszone erhalten - darunter Gas- und Ölvorkommen. Die Ratifizierung sei «dringend» angesichts der «illegalen türkischen Aktivitäten», sagte Regierungssprecher Stelios Petsas.
Als Athen und Kairo das Abkommen Anfang August schlossen, beschuldigte die türkische Regierung Griechenland, an einer Lösung des Konflikts zwischen den beiden Staaten nicht interessiert zu sein. Die Türkei hatte damals die «Oruc Reis» um die griechische Insel Katellorizo kurzzeitig abgezogen, um Gespräche mit Griechenland und der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zu führen. Als Athen aber den Abschluss des griechisch-ägyptischen Abkommens bekannt machte, fühlte die Türkei sich provoziert.
Das nun ratifizierte Abkommen wird als Antwort auf eine zwischen der Türkei und Libyen getroffene Vereinbarung von 2019 gesehen. Ankara versuchte durch das Abkommen mit Libyen das türkische Seegebiet im östlichen Mittelmeer erheblich auszuweiten.
Das strategische Verhältnis zur Türkei ist eines der Hauptthemen auf dem zweitägigen EU-Aussenministertreffen in Berlin. Strittig zwischen den Mitgliedstaaten ist vor allem die Frage möglicher Sanktionen gegen die Türkei wegen des Gasstreits.