Zahl der Toten steigt auf 19 nach Angriff von islamistischer Miliz im Kongo

Nach einem erneuten Angriff der islamistischen Miliz Alliierte Demokratische Kräfte (ADF) auf Zivilisten in der Demokratischen Republik Kongo ist die Zahl der Toten auf mindestens 19 gestiegen.

Demonstration gegen UN-Blauhelme in Beni am Montag
Demonstration gegen UN-Blauhelme in Beni am Montag - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Proteste gegen UN-Friedenstruppe halten an.

Die UN-Friedensmission im Kongo (Monusco) habe eine schnelle Eingreiftruppe in die rund 30 Kilometer von der Grossstadt Beni entfernte Gemeinde Oicha entsandt, sagte ein Monusco-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch.

Wenige Stunden zuvor hatte die Monusco die Verantwortung für den Tod eines Demonstranten bei einem gegen die UN-Friedenstruppe gerichteten Protest in Beni übernommen.

Die Zahl der getöteten Zivilisten im Raum Beni seit einer Offensive der kongolesischen Armee am 5. November stieg damit auf mindestens 99, wie die Nichtregierungsorganisation Congo Research Group (CRG) mitteilte. Die meisten der Tötungen gingen demnach auf das Konto der ADF, die seit den 90er Jahren regelmässig Anschläge im Osten der Demokratischen Republik Kongo verübt.

Wegen der prekären Sicherheitslage im Osten des zentralafrikanischen Landes gibt es seit einer Woche massive Proteste. Die Demonstrationen richten sich auch gegen die UN-Friedenstruppe, der mangelnder Schutz der Zivilbevölkerung vor Milizen vorgeworfen wird. Die Monusco steht seit Langem wegen ihrer hohen Kosten und geringen Effizienz in der Kritik.

Bei den Demonstrationen kamen in den vergangenen Tagen sechs Menschen ums Leben. Ein Monusco-Sprecher sagte am Mittwoch in Kinshasa, dass nach den vorliegenden Informationen die Blauhelme für den Tod eines jungen Mannes bei einer Demonstration in Beni verantwortlich seien. Laut Monusco-Chefin Leila Zerrougui wurde der junge Mann tödlich getroffen, «als er einen Molotow-Cocktail werfen wollte». Die Monusco leitete eine Untersuchung des Vorfalls ein.

Bei den Auseinandersetzungen in Beni standen sich nach dem Bericht eines AFP-Korrespondenten rund hundert Demonstranten und Blauhelm-Soldaten aus Malawi gegenüber. Welcher UN-Soldat auf den Demonstranten schoss, konnte die Monusco nach eigenen Angaben zunächst nicht feststellen.

In der Stadt Goma demonstrierten am Mittwoch rund hundert Studenten gegen die Monusco. Die Polizei setzte Tränengas ein. Ein Student wurde bei dem Polizeieinsatz verletzt, etwa zehn Demonstranten wurden festgenommen.

Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes versorgte nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen 27 Menschen, die bei den Demonstrationen verletzt wurden, in Krankenhäusern in der Region um Beni.

Der Leiter des Roten Kreuzes in Beni, Nur Chadam, rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf: «Die Zivilbevölkerung sollte nicht angegriffen werden. Hilfsorganisationen und medizinische Infrastruktur sowie Personal müssen respektiert werden.»

«Die Monusco sieht Massakern passiv zu, obwohl ihr Hauptauftrag der Schutz von Zivilisten ist», sagte der Jura-Student Fiston Muhindo. «Sie müssen abziehen», forderte sein Kommilitone Junior Mastaki. «Die Monusco ist unnütz.»

In einer Untersuchung von 2018 warfen UN-Ermittler der seit 1999 in der Demokratischen Republik Kongo stationierten Blauhelm-Mission Führungsprobleme und Mängel in der Ausbildung vor. Mit 16.500 Einsatzkräften ist die Monusco eine der grössten UN-Friedensmissionen.

Die Armee der Demokratischen Republik Kongo nahm am Montag für sich in Anspruch, «alle Bastionen und Kommandozentralen» der ADF in den Waldgebieten um Beni eingenommen zu haben. Die ADF kämpfte ursprünglich im Nachbarland Uganda gegen den immer noch amtierenden Präsidenten Yoweri Museveni. In den 90er Jahren wurde sie aus Uganda vertrieben und zog sich in den Nordosten der Demokratischen Republik Kongo zurück.

Die Region um Beni leidet nicht nur unter den militärischen Auseinandersetzungen. Sie wird auch von einer Ebola-Epidemie heimgesucht, durch die seit August 2018 rund 2200 Menschen ums Leben gekommen sind.

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