Die Wachstumsrate der Weltbevölkerung ist erstmals auf unter ein Prozent gesunken. Sie ist mit 0,8 Prozent so niedrig wie seit Beginn der Aufzeichnungen nie.
Weltbevölkerung
Das Wachstum der Weltbevölkerung ist so niedrig seit der Aufzeichnung noch nie zuvor. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wachstumsrate der Weltbevölkerung liegt bei 0,8 Prozent.
  • So tief lag sie seit Beginn der Erfassung 1950 noch nie.
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Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist die Wachstumsrate der Weltbevölkerung unter ein Prozent binnen eines Jahres gesunken: Aktuell liegt sie nur noch bei 0,8 Prozent. Sie ist damit so niedrig wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen durch die Vereinten Nationen im Jahr 1950. Das teilt die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) am Montag in Hannover mit.

Wegen der Corona-Pandemie sank demnach ausserdem die Lebenserwartung im Jahr 2021 weltweit auf 71 Jahre. Im Jahr 2019 lag sie noch bei 72,8 Jahren.

Beides bedeute jedoch «noch längst keine Trendumkehr in Sachen Bevölkerungswachstum.» Das teilte die Stiftung anlässlich der jüngsten Bevölkerungsstatistiken der UNO weiter mit.

Indien dürfte China bald überholen

Momentan leben demnach 7'977'000'000 Menschen auf der Erde – und die Bevölkerung wächst weiter. Voraussichtlich am 15. November dieses Jahres werde die Schwelle von acht Milliarden Menschen auf der Erde erreicht. Diese Zahl sei «eine Erinnerung an unsere gemeinsame Verantwortung für unseren Planeten», erklärte UN-Generalsekretär António Guterres.

Indien wird China nach UN-Angaben kommendes Jahr voraussichtlich als bevölkerungsreichstes Land der Erde ablösen. Mehr als die Hälfte des für die kommenden Jahrzehnte prognostizierten Anstiegs der Weltbevölkerung entfällt zudem auf acht Länder: die Demokratische Republik Kongo, Ägypten, Äthiopien, Indien, Nigeria, Pakistan, die Philippinen und Tansania.

Indien
Eine Mutter in Indien mit ihrem Kind. (Symbolbild) - Keystone

In der EU ging die Gesamtbevölkerungszahl 2021 das zweite Jahr in Folge zurück. Sie sank nach Angaben der Statistikbehörde Eurostat von 447 Millionen auf 446,8 Millionen. Deutschland, Frankreich und Italien machten dabei zusammen 47 Prozent der EU-Gesamtbevölkerung aus (Stand 1. Januar 2022).

Den stärksten Rückgang verzeichnete Italien mit einem Minus von 253'100 Einwohnern. In 17 Ländern wurde indes ein Anstieg gemeldet - der stärkste mit einem Plus von 185'900 in Frankreich.

125 Babys pro Minute

Vor allem im globalen Süden ist die Geburtenziffer nach Angaben der DSW noch immer hoch. Dort bekämen «viele Mädchen und Frauen immer noch mehr Kinder, als sie sich wünschen», erklärte die stellvertretende DSW-Geschäftsführerin Angela Bähr. In Afrika südlich der Sahara beispielsweise betrage die durchschnittliche Kinderzahl einer Frau 4,6. Trotz sinkender Zahlen liege das noch deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 2,3.

Weltbevölkerung
Weltbevölkerung: In gewissen Ländern des globalen Südens ist die Geburtenrate weit über dem Durchschnitt. - Keystone

In diesem Teil Afrikas sowie in Lateinamerika und der Karibik sei zudem der Anteil der Teenager-Schwangerschaften sehr hoch. Die Möglichkeit der selbstbestimmten Familienplanung von Jugend an sei nicht nur ein Menschenrecht, sondern auch ein Schlüssel zur Armutsbekämpfung. Das erklärte Bähr. «Daher fordern wir die Bundesregierung auf, dass Sexualaufklärung und Zugang zu Verhütungsmitteln Grundpfeiler einer feministischen Entwicklungspolitik sein müssen.»

Weltbevölkerung stabilisiert sich 2100

Pro Jahr wächst die Weltbevölkerung laut der Stiftung derzeit um rund 66 Millionen Menschen pro Jahr. Damit kommen pro Minute 125 Babys auf die Welt. In den 2080er Jahren wird die Weltbevölkerung Prognosen zufolge mit etwa 10,4 Milliarden Menschen ihren Höchststand erreichen. 2100 stabilisiert sie sich schlussendlich auf diesem Niveau.

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