Krawalle zwischen Demonstranten und Hisbollah-Anhängern im Libanon
Bei erneuten Protesten im Libanon kam es zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Anhängern der schiitischen Hisbollah-Miliz.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag protestierten in Beirut erneut tausende Menschen gegen die Regierung.
- Dabei kam es zu Zusammenstössen.
Dutzende Hisbollah-Anhänger stürmten am Freitagnachmittag eine Kundgebung tausender Demonstranten im Zentrum der Hauptstadt Beirut. Mehrere Menschen wurden leicht verletzt, die Polizei trennte die beiden Lager. Bereits in der Nacht zum Freitag hatte es ähnliche Vorfälle gegeben.
Die regierungskritischen Massenproteste im Libanon dauern bereits seit rund anderthalb Wochen an. Auch Anhänger der proiranischen Hisbollah-Miliz zeigen zunehmend Präsenz auf den Strassen. Sie reagieren empört auf die Protestparolen der Demonstranten, die sich auch gegen Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah richten.
Hisbollah-Chef Nasrallah
«Es lebe Nasrallah» riefen die Gegendemonstranten als Reaktion auf die Parole, die sich in den vergangenen Tagen als Slogan der neuen Protestbewegung herauskristallisiert hat: «Alle heisst alle».
Gemeint ist damit die Forderung nach einer Ablösung der gesamten politischen Führung des Landes einschliesslich der Hisbollah. Die Demonstranten werfen der politischen Führung Korruption und Untätigkeit angesichts der wirtschaftlichen Dauerkrise des Landes vor.
Bislang hatten Versuche politischer Vertreter, auf die Protestbewegung zuzugehen, die Demonstranten nicht besänftigen können: Die Proteste gingen weiter, obwohl die Einheitsregierung von Ministerpräsident Saad Hariri am Montag ein Reformpaket auf den Weg gebracht hatte. Nach einer Rede von Präsident Michel Aoun, der den Anführern des Protests Gespräche anbot, wurden dutzende neue Barrikaden auf den Strassen errichtet.
Hariris Einheitsregierung wird von Vertretern aus dem gesamten politischen Spektrum unterstützt, bekommt aber die Schuldenlast des Landes nicht in den Griff. Die Staatsverschuldung Libanons liegt nach Angaben des Finanzministeriums bei 86 Milliarden Dollar – mehr als 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.