Berner Regierung will auch keine Impfprämie – dafür eine Impfwoche
Der Kanton Bern will bei der Bundes-Impfoffensive zum Teil mitmachen. Die 50-Franken-Impfprämie lehnt er hingegen ab. Das Geld wäre anderswo besser investiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor einer Woche verkündete der Bundesrat neue Massnahmen, um das Impftempo anzukurbeln.
- Nach einer Konsultation mit den Kantonen ist aber klar, dass sie diese nicht unterstützen.
- Der Kanton Bern will zwar bei der Impfoffensive mitmachen, lehnt aber eine Impfprämie ab.
Die Kantone und der Bund haben in letzter Zeit einen kleinen Konflikt im Departement der Pandemie-Bekämpfung. Die Stände wären zuständig für die Impfkampagne, die aber in den Augen des Bundesrats nicht schnell genug verläuft. Also hat der Bundesrat Massnahmen zur Beschleunigung des Impftempos beschlossen.
Nach der Vernehmlassung zu diesen Entscheiden fällt die Bilanz für den Bund schlecht aus. Die Mehrheit der Kantone befürwortet nur einzelne Massnahmen, lehnt viele kategorisch ab. Die Regierungsräte sind spürbar genervt von der unterschwelligen Kritik des Bundesrats an «ihren» Impfmassnahmen.
Impfung: Bern will mehr Geld für Hausärzte und Apotheken
Der Kanton Bern seinerseits plädierte gegenüber «SRF» diese Woche für mehr Investitionen in Apotheken und Hausärzte. Diese seien häufig Vertrauenspersonen und könnten viel besser Leute von der Impfung überzeugen, sagte Gundekar Giebel, Kommunikationsleiter bei der Gesundheitsdirektion. In Bern seien die Prämien für Hausärzte bereits auf 40 Franken erhöht worden.
Trotzdem will der Kanton bei der Impfoffensive des Bundes mitmachen. Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg schätzt, dass etwa 100'000 Bernerinnen und Berner noch zögern, sich impfen zu lassen. Diese könne man überzeugen. Besonders für Junge müssten die Behörden weitere Impfmöglichkeiten bereitstellen.
Der Regierungsrat ist aber gegen die «Impfgutscheine», die der Bundesrat als Motivationsmassnahme gedacht hat. Es wäre ein «konsequenzschwerer» Präzedenzfall im Schweizer Gesundheitssystem, so Schnegg. Die Impfwoche, welche der Kanton wiederum unterstütze, müsste Anfang November schon stattfinden, fordert Schnegg.
Nachfrage abgeebbt – kein Anstieg erwartet
Der Covid-Sonderstab hat mobile Impfequipen an Schulen und Einkaufszentren in zahlreichen Regionen bereitgestellt. Die Nachfrage unterscheide sich von Tag zu Tag, sei aber eher gering, sagt der Leiter des Sonderstabs, Raphael Ben Nescher. Er gehe nicht davon aus, dass weitere Impfanstregungen in Bern zu «grossen Massenimpfungen» führen könnten.
Bern hat gestern ausserdem die Anmeldung für den Janssen-Impfstoff geöffnet. An zwei Impfzentren wird das Vakzin verabreicht: das Inselzentrum und das Impfzentrum in Thun. Bisher seien etwa 300 Anmeldungen eingegangen. Beim Thema zukünftige Booster-Impfungen würde sich der Kanton an die Vorschriften der Bundesbehörden halten.
Der Kanton Bern hat zudem in seiner Vernehmlassungsantwort gefordert, Nasal-Tests (sogenannte Covid-Selbsttests) für Zertifikatsausstellungen zu verbieten. Sollte der Bund hier keinen Handlungsbedarf sehen, würde der Kanton alleine eingreifen, so Nescher.