Feministinnen vergeben Goldenen Tampon für sexistische Artikel
Wenn Medienberichte sexistisch sind, kommen sie auf Medienpranger.ch. Der sexistischste aller Berichte wird nun mit dem «Goldenen Tampon» ausgezeichnet.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Goldene Tampon wird vom feministischen Kollektiv Aktivistin.ch vergeben.
- Das Kollektiv stellt sexistische Medienberichte inklusive fairer Alternativen online.
- Aus den Berichten wurde nun der sexistischste ausgewählt und am 17. Dezember prämiert.
Wie wir die gesellschaftlichen Rollen von Frauen und Männern wahrnehmen, hängt nicht zuletzt mit dem Ton der medialen Berichterstattung zusammen. Je nach dem, wie oft und auf welche Art über Männer und Frauen berichtet wird, fügen sich die einzelnen Berichte wie Puzzleteile zum einen – oder ganz anderen – Bild.
«Frauen werden auf ihr Äusseres reduziert, sexuelle oder strukturelle Gewalt wird verharmlost, über Politikerinnen wird anders berichtet als über Politiker und es werden permanent Stereotypen reproduziert», erklären die Mitglieder von Aktivistin.ch. Das feministische Kollektiv hat sich auf die Fahne geschrieben, solche Ungleichheiten an den Pranger zu stellen.
Am Medienpranger
Dazu hat Aktivistin.ch 2016 den Medienpranger lanciert, eine Webseite, auf der sexistische Berichterstattung entlarvt und eine faire Alternative vorgeschlagen wird. Aus den gesammelten Berichten hat der Medienpranger 2016 erstmals den «Goldenen Tampon» den Preis für die sexistischste Schweizer Berichterstattung des Jahres vergeben.
Der allererste «Goldene Tampon» ging an den Blick. Auserkoren wurde ein Interview mit der Sportjournalistin und damals frischgebackenen Mutter Steffi Buchli. Die Redaktorin musste sich Fragen wie: «Sind die Schwangerschaftskilos schon alle weg?», «Warum gehen Sie schon so früh wieder arbeiten?» oder «Warum sind Sie so spät Mutter geworden?» gefallen lassen.
«Die Auswahl fiel uns leicht»
Nun hat das Kollektiv sich erneut über die Medienberichte gebeugt und einen «preiswürdigen» Artikel auserkoren. «Die Auswahl ist uns dieses Jahr leicht gefallen, da es einen Artikel gab, der besonders herausgestochen ist», sagt das Kollektiv zu Nau. Nun wird am «Goldenen Tampon» gebastelt. Die feierliche Preisübergabe folgt am 17. Dezember. Der Gewinner wird auch am Medienpranger hängen.
Direkt neben Artikeln, in denen «behauptet wird, dass das Leben des Fussballers Christiano Ronaldo oder des ehemaligen Rennradfahrers Jan Ullrich zerstört wird, weil sie juristische Folgen aufgrund sexueller Gewalt befürchten müssen und sie so als Opfer von Umständen hingestellt werden. Aber man wird ja nicht einfach so zum mutmasslichen Vergewaltiger», erklärt das Kollektiv von Aktivistin.ch. Auch sehr störend sei gewesen, dass bei «Karin Keller-Sutters Entscheid als Bundesrätin zu kandidieren, getitelt wird, dass ihr Mann gesagt habe, sie solle das machen».