Grüne BL zum U-Abo: «Mobilität ist ein menschliches Grundbedürfnis»
Der Baselbieter Landrat widmet sich am 11. April einer Petition zur Vergünstigung des U-Abos. Stephan Ackermann (Grüne) ist klar dafür.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Landrat von Baselland bespricht am 11. April zwei Vorlagen zum U-Abo.
- Eine Petition will dieses vergünstigen. Auch die rückgängigen Verkaufszahlen sind Thema.
- Stephan Ackermann (Grüne) begrüsst die Petition klar: für die Wirtschaft und Umwelt.
Am 11. April 2024 wird der Baselbieter Landrat über zwei Vorlagen zum U-Abo beraten. Die Petition «Für ein bezahlbares U-Abo» will das bestehende U-Abo massiv vergünstigen und die Preise auf 365 Franken festsetzen. Für Menschen unter 25 Jahren soll das Abo sogar nur noch 182,50 Franken kosten.
Auch wird in einer Interpellation über die rückläufigen U-Abo-Verkaufszahlen diskutiert. Nau.ch hat mit dem Grünen-Landrat Stephan Ackermann gesprochen. Er unterstützt die Petition zur Vergünstigung des U-Abos klar, davon profitiere nämlich auch die Wirtschaft, betont er im Interview.
Nau.ch: Stimmen Sie der Forderung der Petition «Für ein bezahlbares U-Abo» zu, die Kosten des U-Abos auf höchstens 365 Franken, beziehungsweise 182,50 Franken für Menschen unter 25 Jahren festzulegen?
Stephan Ackermann: Klar bin ich für die Petition! Mobilität ist ein menschliches Grundbedürfnis, in der heutigen Form aber leider oft auch eine grosse Umweltbelastung. Damit sich auch zukünftig alle Menschen in der Schweiz frei und bequem bewegen können, braucht es attraktive und bezahlbare öffentliche Verkehrsmittel.
«Kurzfristige Mehrkosten könnten durch eine Umstrukturierung der Motorfahrzeugsteuer finanziert werden»
Nau.ch: Heute ist ein U-Abo für Erwachsene für 824 Franken zu haben. Wer müsste für den fehlenden Umsatz aufkommen?
Ackermann: Der private motorisierte Verkehr braucht enorm viel Platz und generiert hohe externe Kosten. Diese unsinnige Verschwendung wertvoller Ressourcen ist nicht nur klimaschädlich, sondern auch wirtschaftlich völlig ineffizient.
Auch aus finanzieller Sicht lohnt es sich deshalb, in den ÖV zu investieren. Die kurzfristigen Mehrkosten könnten durch eine Umstrukturierung der Motorfahrzeugsteuer finanziert werden, wobei für grosse und schwere Autos entsprechend dem Verursacherprinzip höhere Gebühren anfallen würden.
Nau.ch: Denken Sie, dass durch die Initiative mehr Menschen dazu animiert würden, auf den ÖV, statt das Auto zu setzen?
Ackermann: Wenn sogar zu Spitzenzeiten meist nur eine Person im Auto sitzt, wundere ich mich manchmal schon über die Leute, die lieber im Stau stehen, als mit dem ÖV zu fahren. Damit wir auch noch in Zukunft pünktlich am Ziel ankommen, brauchen wir keinen Ausbau der Strasseninfrastruktur, sondern attraktive Angebote für den ÖV.
«Mobilität der Zukunft muss für Mensch und Umwelt verträglich sein»
Nau.ch: Im Rat wird auch die Interpellation «U-Abo Rückgänge» behandelt. Diese widmet sich dem Rückgang von U-Abo-Verkäufen nach der Pandemie. Sind Massnahmen notwendig, um wieder mehr Personen auf den ÖV zu bringen?
Ackermann: Über 200'000 Monatsabos fehlen, um die U-Abozahlen von 2019 zu erreichen. Noch sind nicht alle wieder auf den ÖV umgestiegen.
Die Mobilität der Zukunft muss für Mensch und Umwelt verträglich sein. Das kann nur durch eine Verlagerung auf nachhaltige, effiziente und platzsparende Verkehrsmittel gelingen. Damit mehr Menschen auf den ÖV umsteigen, würde ich deshalb Promotionsangebote sehr begrüssen.
Nau.ch: Sehen Sie sonstige notwendige Massnahmen im Zusammenhang mit dem U-Abo?
Ackermann: Dass wir mit dem U-Abo nicht ohne zusätzliches Ticket nach Olten an die FH kommen, dafür aber nach Lörrach oder St. Louis finde ich schade. Dies zeigt aber die Komplexität der ÖV-Tarifstrukturen in der Schweiz auf.
Noch immer ist das U-Abo im schweizweiten Vergleich genial, dazu wollen wir Sorge tragen.
Zur Person: Stephan Ackermann (50) sitzt für die Grünen im Baselbieter Landrat. Er ist Chemielaborant und wohnt in Pratteln.