Martina Bircher (SVP): Ohne Reform explodieren die Prämien weiter
Wir müssen endlich den jährlichen Prämienhammer stoppen. Mit der einheitlichen Finanzierung liegt eine Lösung bereit. Packen wir die Chance. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Im November wird über die einheitliche Finanzierung der Gesundheitsleistungen abgestimmt.
- Die Aargauer Nationalrätin Martina Bircher (SVP) befürwortet die Vorlage.
- Die Reform würde die Kosten senken und die Prämienzahlenden entlasten.
Immer mehr müssen wir über Prämien zahlen. Immer weniger bezahlen die Kantone. Das geht so nicht weiter. Es braucht dringend eine Korrektur. Am 24. November stimmen wir über die einheitliche Finanzierung ab. Die Reform spart Kosten und korrigiert die ungerechte Verteilung.
Die Gesundheitskosten steigen und die Prämien steigen noch stärker. Schuld daran sind längst bekannte Fehlanreize. Ambulante Leistungen, also Leistungen beim Hausarzt oder im Spital ohne Übernachtung, müssen zu 100 Prozent von den Prämienzahlenden bezahlt werden. Bei stationären Leistungen dagegen, also Behandlungen, welche eine Übernachtung im Spital erfordern, tragen die Kantone mehr als die Hälfte der Kosten.
Der medizinische Fortschritt macht es aber möglich, dass wir bei immer mehr Operationen noch gleichentags nach Hause können. Das ist billiger und für uns Patientinnen und Patienten auch viel angenehmer. Doch die Schweiz hinkt dieser Entwicklung hinterher.
Warum? Weil mehr solche ambulanten Eingriffe zwar günstiger sind, aber die Prämien steigen lassen. Das ist doch völlig absurd. Es darf doch nicht sein, dass die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler keinen Vorteil erhalten, wenn im Gesundheitswesen durch die Ambulantisierung Kosten eingespart werden.
Vorlage bringt zusammen, was zusammengehört
Diesen schwerwiegenden Fehler korrigiert die Reform. Sie macht, dass sich die Kantone auch an den ambulanten Kosten beteiligen müssen. Und darum führt diese Änderung des Krankenversicherungsgesetzes zu einer entscheidenden Prämienentlastung gegenüber heute.
Die Vorlage bringt zusammen, was zusammengehört. Jeder Leistungsbereich, ob ambulant oder stationär, ob im Spital oder in der Langzeit- und Akutpflege, im Heim oder zu Hause – unabhängig wo die Gesundheitsleistung erbracht wird, bezahlt wird immer gemeinsam nach gleichem Verteilschlüssel: Kanton und Prämienzahlenden. Eigentlich ganz logisch. Und niemandem würde es in den Sinn kommen, das heutige intransparente System einzuführen.
Mit der einheitlichen Finanzierung wird das Wohl der Patientinnen und Patienten ins Zentrum gerückt. Nicht mehr die finanziellen Einzelinteressen stehen im Vordergrund. Die Koordination wird verbessert.
Und wenn alle Akteure am gleichen Strang ziehen – Ärzte, Therapeutinnen, Apotheken, Spitex, Spitäler und Pflegeheime – , dann nützt das insbesondere chronisch kranken Patientinnen und Patienten. Unnötige Behandlungen und Mehrfachuntersuchungen entfallen.
Kosten für Prämienzahlende senken
Es steht ausser Frage, dass unser Finanzierungssystem im Gesundheitswesen krank ist. Wenn wir mit dem heutigen System und seinen Fehlanreizen weiterwursteln, vergeben wir die Chance, endlich die Prämienzahlenden zu entlasten.
Im Gegenteil: Die Prämien werden stärker steigen als je zuvor. Denn die Prämienzahlenden müssten die ganze Last des Trends hin zur ambulanten Medizin selbst tragen.
Wer den jährlichen Prämienhammer verhindern will, stimmt der einheitlichen Finanzierung zu. Sie stärkt die Versorgungsqualität, senkt die Kosten und entlastet die Prämienzahlenden.
Zur Autorin: Martina Bircher (*1984) ist seit 2019 SVP-Nationalrätin. Die Betriebsökonomin ist Inhaberin einer Consultingfirma.