SP-Kandidat für Berner Grossrat fälschte Lebenslauf
Der Stadtberner Mohamed Abdirahim kandidiert auf der SP-Liste für den Berner Grossrat. Sein Lebenslauf erweist sich jedoch als mehr oder weniger frei erfunden.
Das Wichtigste in Kürze
- Mohamed Abdirahim politisiert schon lange für die Juso und die SP in der Stadt Bern.
- Der junge Stadtrat will im März ins Kantonsparlament gewählt werden.
- Sein Lebenslauf mitsamt Ausbildung und Studium hat sich nun als erfunden entpuppt.
Bald wählen Bernerinnen und Berner ihre neue kantonale Regierung und ihr neues Parlament. Für einen SP-Kandidaten aus der Stadt Bern könnte der Kampf aber schon zwei Wochen vor dem Wahlsonntag vorbei sein.
Mohamed Abdirahim, auch genannt «Momo», ist ein jahrelanges Juso-Mitglied. Er ist Vize-Präsident der Juso/SP-Fraktion im Berner Stadtrat. Abdirahim sei als Kindererzieher ausgebildet worden, studiere Psychologie und Pädagogik und arbeite als Jugendarbeiter, steht in seinem Lebenslauf. Doch wie die Berner «Tamedia»-Zeitungen heute berichten, hat der 28-Jährige alles frei erfunden.
Er schämte sich wegen einer abgebrochenen Ausbildung
Ein Leser der Zeitungen habe sich mit Zweifeln am Lebenslauf des Politikers gemeldet. Daraufhin sei Abdirahim mit den Vorwürfen konfrontiert worden. Er gibt zu: Aufgrund einer «Selbststigmatisierung» habe er unwahre Aussagen gemacht.
Beim Eintritt in die Jungpartei habe er sich geschämt, eine Ausbildung als Kindererzieher abgebrochen zu haben: «Aus gesundheitlichen Gründen», wie er erklärt. Der Ausbildungsabbruch sei etwas «gesellschaftlich Stigmatisiertes», so Abdirahim. Also habe er ein Studium erfunden.
Dann habe er den erfundenen Lebenslauf für Wahlunterlagen, Porträts in den Medien und auf der Parteiseite gebraucht. Dabei habe er nie gehofft, für die Wahlen davon profitieren zu können, unterstreicht er. Er hätte aber einfach dazu stehen sollen, bedauert Abdirahim.
Einen Rücktritt oder Verzicht auf die Kandidatur zieht er nicht in Betracht: «Ich will anderen Menschen in vergleichbaren Lebenslagen Mut machen und mich weiterhin aktiv für eine offenere und verständnisvollere Gesellschaft engagieren.»
Die SP Stadt Bern gibt ihrerseits an, nichts davon gewusst zu haben und den Fehler zu bedauern. Die Juso gibt an, das Fehlverhalten nicht gutzuheissen. Das weitere Vorgehen werde mit der Juso und Abdirahim parteiintern geklärt.